diesen Gegner zu erringen. Der Angriff auf den englischen Nordfluegel blieb
auch weiterhin der leitende Gesichtspunkt fuer unsere Operationen. In der
gluecklichen Durchfuehrung dieses Angriffes lag nach meiner Ansicht die
Entscheidung des Krieges. Gelangten wir an die Kueste des Kanals, so
beruehrten wir die Lebensadern Englands unmittelbar. Wir kamen nicht nur in
die denkbar guenstigste Lage fuer Bekaempfung seiner Seeverbindungen, sondern
wir vermochten von dort aus mit unseren schwersten Geschuetzen sogar einen
Teil von Britanniens Suedkueste unter Feuer zu nehmen. Das geheimnisvolle
Wunder der Technik, das zur Zeit aus der Gegend von Laon seine Granaten
bis in die franzoesische Hauptstadt schleudert, kann auch gegen England zur
Wirkung gebracht werden. Nur noch eine geringe Vergroesserung dieses Wunders
ist noetig, um das Herz des englischen Handels und Staates von der Kueste
bei Calais aus unter Feuer zu nehmen. Ernste Aussichten fuer Grossbritannien
damals, aber auch weiter fuer alle Zukunft! Man kann solche Wunder nach
Kruppschen Gedanken nunmehr ueberall bauen. Ob in ihnen Friedensgarantien
oder Kriegserreger gegeben sind, muss die Zukunft entscheiden. England hat
wohl in weitsichtigen Gedanken und feinem Empfinden fuer die ihm drohenden
Gefahren der Zukunft dies alles schon bedacht. Vielleicht hat auch
Frankreich im geheimen schon die Folgerungen daraus gezogen. Dass man ueber
solches Denken Schweigen bewahrt, ist zwischen Freunden
selbstverstaendlich; doch fuehlt man wohl beiderseits die Waffe in der
Tasche des anderen.
Fuer uns handelte es sich im Mai 1918 zunaechst darum, die beiden jetzigen
Freunde in Flandern wiederum zu trennen. England ist leichter zu schlagen,
wenn Frankreich fern steht. Stellen wir demnach die Franzosen vor eine
Krisis an ihrer Front, dann werden sie wohl die Divisionen wegziehen, die
zurzeit in Flandern in den englischen Linien verwendet sind. Moeglichste
Eile ist notwendig, sonst entreisst uns der wieder gestaerkte Gegner die
Vorhand. Ein gefahrvoller Einbruch in unsere nicht sehr starken
Verteidigungsfronten wuerde unsere Absichten empfindlich stoeren, ja
unmoeglich machen.
Der Franzose ist am empfindlichsten in der Richtung auf Paris. Dort ist
die politische Atmosphaere gegenwaertig ziemlich stark geladen. Unsere
Granaten und Fliegerbomben haben sie zwar bisher nicht zur Entladung
gebracht, doch koennen wir hoffen, dass dies gelingt, wenn wir naeher an die
Stadt heranruecken. I
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