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Menschenkraefte voellig erschoepft. Im transkaukasischen Aserbeidschan und
unter den kaukasischen Mohammedanern scheinen sich neue grosse Quellen zu
eroeffnen. Russland hat diese Mohammedaner zu dem regelmaessigen Militaerdienst
nicht herangezogen, nun sollen sie unter dem Halbmond fechten. Die Zahlen
der voraussichtlichen Freiwilligen, die uns mitgeteilt werden, zeigen die
Ueppigkeit der orientalischen Phantasie. Auch muesste man, wenn man den
osmanischen Mitteilungen glauben sollte, annehmen, dass die
mohammedanischen Voelker Russlands seit langem keine hoehere Sehnsucht
gekannt haetten, als mit dem tuerkischen Reiche zusammen ein einiges grosses
geschlossenes Glaubensland zu bilden. Immerhin ist der Gedanke nicht von
der Hand zu weisen, dass die Tuerkei sich in diesen Gebieten neue Kraefte
erschliesst, und dass England sich gezwungen sehen wird, der Entwicklung
dieser Vorgaenge sein besonderes Augenmerk zuzuwenden. Einstweilen ist es
aber gut, mit nuechterner Wirklichkeit zu rechnen. Wir versuchen daher, auf
die hochgehenden Wogen osmanischer Hoffnungen beruhigend einzuwirken,
freilich nicht mit dem wuenschenswerten Erfolg. Man stimmt uns bei, dass die
Hauptaufgabe der Tuerkei im Rahmen des Gesamtkrieges weit mehr in der
Richtung auf Syrien und Mesopotamien zu suchen ist, als in derjenigen auf
den Kaukasus und das Kaspische Meer. Was helfen aber Versprechungen und
guter Wille in Konstantinopel, wenn die Fuehrer auf den entlegenen
Kriegsschauplaetzen ihre eigenen Wege gehen!
Um wenigstens einen Anteil an den reichen Vorraeten von Kriegsrohstoffen in
Transkaukasien fuer die allgemeine Kriegfuehrung zu retten, senden wir
Truppen nach Georgien. Wir hoffen, der dortigen Regierung den Aufbau eines
geordneten Wirtschaftslebens zu ermoeglichen.
Aber der Panislamismus und der Kriegswucher in Konstantinopel ruhen nicht
eher, als bis Baku auch in die Hand der Tuerken faellt, und zwar zu einer
Zeit, in der sich der Zusammenbruch der alten asiatischen Herrschaft der
Tuerkei vollzieht.
Auch die Absicht, ueber Transkaukasien in Persien entscheidenden Einfluss zu
gewinnen, fuehrte die Tuerkei so weit in oestlicher Richtung vor. Man will
durch Persien hindurch den englischen Operationen in Mesopotamien in die
Flanke fallen, ein Plan, der an sich gut ist, dessen Durchfuehrung aber
Zeit braucht. Es ist freilich zweifelhaft, ob wir diese Zeit finden
werden. Vielleicht aber binden schon die ersten tuerkischen Bewegungen im
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