rosse Wille, alle
vorhandenen Kraefte auf den entscheidenden Aussenposten zu verwenden. Wehe
dann freilich, wenn der aeussere Schutzwall durchbrochen wurde, und sich die
feindlichen Fluten in das Innere des Landes ergossen.
Solch eine Flut bedrohte nunmehr das Herz des ganzen Landes. Unter den
Eindruecken der ersten Nachrichten vom drohenden bulgarischen Zusammenbruch
wurden aus Konstantinopel heraus einzelne rasch zusammengestellte
Formationen an die Tschataldschalinie geworfen. Ein nennenswerter
Widerstand waere jedoch mit ihnen nicht zu leisten gewesen. Mehr der
moralischen als der praktischen Wirkung wegen ordneten wir die sofortige
Ueberfuehrung von deutschen Landwehrformationen aus dem suedlichen Russland
nach Konstantinopel an. Auch entschloss sich die Tuerkei dazu, alle aus
Transkaukasien zurueckgerufenen Divisionen zunaechst nach Thrazien zu
werfen. Bis jedoch nennenswerte Kraefte Konstantinopel erreichen konnten,
musste geraume Zeit vergehen. Warum der Gegner diese Zeit nicht ausnutzte,
um sich der Hauptstadt zu bemaechtigen, laesst sich nach den bis jetzt
vorhandenen Quellen nicht feststellen. Nochmals blieb die Tuerkei vor einer
unmittelbaren Katastrophe bewahrt. Der Eintritt einer solchen schien aber
Ende September doch nur eine Frage von wenigen Tagen.
Militaerisches und Politisches aus Oesterreich-Ungarn
Nach den vergeblichen Angriffen des oesterreichisch-ungarischen Heeres in
Oberitalien zeigte sich immer mehr, dass die Donaumonarchie ihre letzte und
beste Staerke an dieses Unternehmen gesetzt hatte. Sie hatte nicht mehr so
viel zahlenmaessige und sittliche Kraefte, um einen solchen Angriff
wiederholen zu koennen. Die Verhaeltnisse dieses Heeres traten uns so recht
deutlich in der Beschaffenheit der Divisionen vor Augen, die zu unserer
Unterstuetzung an die Westfront geschickt wurden. Ihr sofortiger Einsatz
war unmoeglich, wenn man spaeter groessere Kampfleistungen von ihnen verlangen
wollte. Sie bedurften der Erholung, Schulung und besonders auch der
Ausruestung. Diese Tatsachen wurden innerhalb der eintreffenden Truppen
ebenso rueckhaltslos anerkannt wie von seiten des k. u. k.
Armee-Oberkommandos. Alle oesterreichisch-ungarischen Befehlsstellen gaben
sich die groesste Muehe, die im Westen verwendeten k. u. k. Truppen in
verhaeltnismaessig kurzer Zeit ihrer kommenden Aufgabe entsprechend
leistungsfaehig zu machen. Wenn das Ziel nicht voll und ganz erreicht
wurde, so lag es wahrlich
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