Kann das Eine nicht standhalten, so bricht auch
das Andere zusammen. In dem gegenwaertigen Augenblick, mehr wie in jedem
anderen vorher, muss sich dies beweisen.
Mein Allerhoechster Kriegsherr kehrt in die Heimat zurueck, wohin ich ihm am
1. Oktober folge. Ich moechte dem Kaiser nahe sein, wenn er in diesen Tagen
meiner beduerfen sollte. Politische Einwirkungen ausueben zu wollen, lag mir
fern. Zu Aufschluessen fuer die sich neubildende Regierung war ich bereit
und beantwortete ihre Anfragen, soweit dies nach meiner Ueberzeugung
moeglich war. Ich hoffte, Pessimismus zu bekaempfen und Vertrauen wieder
aufzurichten. Die innern Erschuetterungen erwiesen sich aber bereits als zu
schwere, um diesen Zweck noch erreichen zu koennen. Ich selbst hatte auch
damals noch die feste Zuversicht, dass wir dem Gegner trotz des Abnehmens
unserer Kraefte das Betreten unseres vaterlaendischen Bodens monatelang
verwehren konnten. Gelang dies, so war auch die politische Lage nicht
hoffnungslos. Stillschweigende Voraussetzung war freilich hierbei, dass
unsere Landesgrenzen nicht etwa von Osten oder Sueden bedroht wuerden, und
dass die Heimat in ihrem Innern feststand.
In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober erging unser Angebot an den
Praesidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die von ihm im Januar
dieses Jahres aufgestellten Grundlinien fuer einen "gerechten Frieden"
waren von uns angenommen worden.
Uns selbst blieb zunaechst nur die Fortsetzung des Kampfes. Das Nachlassen
der Spannkraft der Truppe, das Schwinden der Kaempferzahlen, die
wiederholten Einbrueche des Gegners zwangen uns an der Westfront zu
weiterem allmaehlichen Ausweichen in kuerzere Linien. Was ich der
Reichsleitung am 3. Oktober erklaert hatte, wurde ausgefuehrt: Wir
klammerten uns so viel wie moeglich an den feindlichen Boden. Die
Bewegungen und Schlachten behielten den gleichen Charakter, wie seit Mitte
August. Der Abnahme unserer Kampfkraft entsprach auch weiterhin eine
gleiche Abnahme gegnerischer Angriffslust. Irrten sich die Feinde in dem
Glauben, dass wir ganz zusammenbrechen, so irrten wir uns andererseits in
der Hoffnung, dass die Gegner voellig erlahmen wuerden. So war der endgueltige
Ausgang des Kampfes nicht mehr zu aendern, wenn es uns nicht gelang, ein
Aufgebot letzter heimatlicher Kraft zustande zu bringen. Eine
Massenerhebung des Volkes wuerde den Eindruck auf den Gegner und unser
eigenes Heer nicht verfehlt haben. War aber eine solche brauchbar
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