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Lebensstaerke und opferwillige Masse noch vorhanden? Jedenfalls war unser
Versuch, eine solche in die Front zu bringen, vergeblich.
Die Heimat erlahmte frueher als das Heer. Unter diesen Umstaenden vermochten
wir dem immer haerter werdenden Druck des Praesidenten der Vereinigten
Staaten von Nordamerika keinen eindrucksvollen Widerstand
entgegenzusetzen. Unsere Regierung gab nach in der Hoffnung auf Milde und
Gerechtigkeit. Der deutsche Soldat und der deutsche Staatsmann gingen in
verschiedenen Richtungen. Der eingetretene Riss wurde nicht mehr beseitigt.
Mein letzter Versuch, zu einem vereinten Schlagen ergibt sich aus
folgendem Brief an den Reichskanzler vom 24. Oktober 1918:
"Euerer Grossherzoglichen Hoheit darf ich nicht verhehlen, dass ich in den
letzten Reichstagsreden einen warmen Aufruf zu Gunsten und fuer die Armee
schmerzlich vermisst habe.
Ich habe von der neuen Regierung erhofft, dass sie alle Kraefte des
gesamten Volkes in den Dienst der vaterlaendischen Verteidigung sammeln
wuerde. Das ist nicht geschehen. Im Gegenteil, es ist, von wenigen
Ausnahmen abgesehen, nur von Versoehnung, nicht aber von Bekaempfung des
dem Vaterlande drohenden Feindes gesprochen. Dies hat auf die Armee erst
niederdrueckend, dann erschuetternd gewirkt. Ernste Anzeichen beweisen
dies.
Zur Fuehrung der nationalen Verteidigung braucht die Armee nicht nur
Menschen sondern den Geist der Ueberzeugung fuer die Notwendigkeit, zu
kaempfen, und den seelischen Schwung fuer diese hohe Aufgabe.
Euere Grossherzogliche Hoheit werden mit mir ueberzeugt sein, dass, in
Anerkennung der durchschlagenden Bedeutung der Moral des Volkes in
Waffen, Regierung und Volksvertretung solchen Geist in Heer und Volk
hineintragen und erhalten muessen.
An Euere Grossherzogliche Hoheit als das Haupt der neuen Regierung richte
ich den ernsten Ruf, dieser heiligen Aufgabe zu entsprechen."
Es war zu spaet. Die Politik forderte ihre Opfer; das erste wurde am
26. Oktober gebracht.
Am Abend dieses Tages fuhr ich von der Reichshauptstadt, wohin ich mich
mit meinem Ersten Generalquartiermeister zum Vortrag bei unserem
Allerhoechsten Kriegsherrn begeben hatte, nach dem Grossen Hauptquartier
zurueck. Ich war allein. Seine Majestaet hatte dem General Ludendorff den
erbetenen Abschied bewilligt, meine gleiche Bitte abgeschlagen.
Am folgenden Tage betrat ich die bisher gemeinsamen Arbeitsraeume wieder.
Mir war zumute, wie
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