auch im
feindlichen Lager ertoenten. Ballten sich doch Faeuste franzoesischer
Soldaten vor unseren Augen unter Schimpfworten gegen den englischen
Bundesgenossen. Riefen doch franzoesische Stimmen zu uns herueber: "Heute
mit England gegen Euch, morgen mit Euch gegen England!" Schrie doch ein
franzoesischer Soldat im Maerz des Jahres 1918, hinweisend auf die Truemmer
des Domes von St. Quentin, seinen englischen mit ihm gefangenen
Waffengenossen zornesbebend zu: "Das waret Ihr!"
Ich hoffe, dass die Aeusserungen des Missverstehens zwischen uns und unsern
ehemaligen Verbuendeten mehr und mehr verstummen werden, wenn die duestern
Nebel sich verziehen, die die Wahrheit verhuellen, und die unsern
bisherigen Kampfgenossen zur Zeit den freien Blick auf die gemeinsamen
Ruhmesfelder nehmen, auf denen das deutsche Leben zur Verwirklichung auch
ihrer Plaene und Traeume eingesetzt wurde.
Der Zusammenbruch zeigt sich von Ende Oktober ab ueberall; nur an der
Westfront wussten wir ihn immer noch zu verhindern. Schwaecher wurde dort
der feindliche Andrang, matter aber freilich auch unser Widerstand. Immer
kleiner wurde die Zahl der deutschen Truppen, immer groesser wurden die
freien Luecken in den Verteidigungsstellungen. Nur wenige frische deutsche
Divisionen, und Grosses haette geleistet werden koennen. Vergebliche Wuensche,
eitle Hoffnungen! Wir sinken, denn die Heimat sinkt. Sie kann uns kein
neues frisches Leben mehr geben, ihre Kraft ist verbraucht!
General Groener begibt sich am 1. November zur Front. Das Zuruecknehmen
unserer Verteidigung in die Stellung Antwerpen-Maas ist unsere
demnaechstige Sorge. Der Entschluss ist einfach, die Ausfuehrung schwer.
Kostbarstes Kampfmaterial liegt noch feindwaerts in dieser Linie, doch
kostbarer als dessen Rettung ist fuer uns die Zurueckfuehrung von 80.000
Verwundeten in den vorwaerts befindlichen Lazaretten. So wird die
Durchfuehrung des Entschlusses aus Dankesgefuehlen, die wir unseren
blutenden Kameraden schulden, verzoegert. Dauernd kann freilich die jetzige
Lage nicht mehr gehalten werden. Dazu sind unsere Kraefte nunmehr zu
schwach und zu muede geworden. Dazu ist der Druck zu stark, der von den
frischen amerikanischen Massen auf unsere empfindlichste Stelle im
Maasgebiet ausgeuebt wird. Der Kampf dieser Massen wird aber die
Vereinigten Staaten fuer die Zukunft belehrt haben, dass das Kriegshandwerk
nicht in wenigen Monaten zu erlernen ist, dass die Unkenntnis dieses
Handwerkes im Er
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