Truppen kann man kaum noch
sprechen, dazu zu bringen, die Front wieder gegen den Feind zu nehmen und
wenigstens stellenweise einen geregelten Widerstand zu ordnen. Kommt der
Gegner heran, so verlassen die Bulgaren schon nach wenigen Schuessen ihre
Stellungen. Deutsche Truppen sind nicht mehr imstande, dem bulgarischen
Widerstand einen Halt zu geben. Ebenso vergeblich ist das Bemuehen
deutscher und bulgarischer Offiziere, mit dem Gewehre in der Hand durch
ihr Beispiel auf die haltlose gleichgueltige Masse zu wirken.
So naehert sich der Gegner Ueskueb, bevor neue deutsche und
oesterreichisch-ungarische Truppen dort eintreffen koennen. Am 29. September
treten aber starke Teile der rechten bulgarischen Armee bei Kalkandelen
aus dem Gebirge. Sie brauchen von da nur noch auf guter Strasse nach Ueskueb
zu ruecken. Die Truppen sind, wie uns gemeldet wird, durchaus kampffaehig.
Die schwerste Krisis scheint demnach ueberwunden zu sein. Militaerisch
mochte das der Fall sein, aber moralisch ist die Sache endgueltig verloren.
Daran war bald nicht mehr zu zweifeln. Schwache serbische Kraefte haben
Ueskueb besetzt. Die Truppen bei Kalkandelen versagen: sie kapitulieren. Am
29. September abends schliesst Bulgarien Waffenstillstand.
Der Sturz der tuerkischen Macht in Asien
Der Anfang des Jahres 1918 brachte einen kuehnen Aufschwung des osmanischen
Kriegswillens. Die Tuerkei schritt, ehe noch der Winter im armenischen
Hochlande zu Ende ging, zum Angriff gegen die dortigen russischen Armeen.
Die russische Macht erwies sich in diesen Gebieten nur noch als Phantom.
Die Masse der Truppen hatte sich bereits voellig aufgeloest. Der Vormarsch
der Tuerken fand daher nur noch Widerstand bei armenischen Banden.
Schwieriger als dessen Beseitigung war die Ueberwindung der Hindernisse,
die in dieser Jahreszeit die Hochlandnatur den Tuerken in den Weg legte.
Dass der Vormarsch trotzdem gelang, war eine jener merkwuerdigen
Erscheinungen aufwallender Lebenskraft des osmanischen Staatswesens. Die
Tuerkei warf sich ueber die Grenzen des osmanischen Armeniens hinaus auf die
Gebiete Transkaukasiens, angetrieben durch verschiedene Beweggruende:
Panislamitische Traeumereien, Rachegedanken, Hoffnung auf Entschaedigungen
fuer bis jetzt verlorene Landesteile und Erwartung von Beute. Dazu kam noch
ein weiteres, naemlich die Suche nach Menschenkraeften. Das Land, in erster
Linie die Siedlungsgebiete der praechtigen Anatolier, ist in bezug
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