ffte sich zu einem neuen Gedanken auf und brach ueber Jericho in das
Ostjordanland ein. Man nahm an, dass die Araberstaemme in diesem Gebiete das
Auftreten ihrer Befreier vom tuerkischen Joch nur erwarteten, um sofort den
osmanischen Armeen in den Ruecken zu fallen. Das Unternehmen scheiterte
jedoch ziemlich ruhmlos vor geringen deutschen und tuerkischen Kraeften dank
ausgezeichneter osmanischer Fuehrung. Die Lage an der syrischen Front wurde
hierdurch in den Sommer hinein gerettet. In dieser Jahreszeit pflegte in
jenen glutheissen Gebieten allgemeine Ruhe einzutreten. Es war jedoch mit
Sicherheit zu erwarten, dass der Englaender im Herbste seine Angriffe in
irgend einer Richtung wiederholen wuerde. Wir glaubten, dass die
Zwischenzeit genuegend sei, um die Lage an der syrischen Front durch
Zufuehrung neuer tuerkischer Kraefte zu festigen.
Die inneren Schwierigkeiten im tuerkischen Staate dauerten auch im Jahre
1918 an. Der Tod des Sultans uebte nach aussen hin zunaechst keinen
sichtbaren Einfluss aus. Im Innern begann allmaehlich eine Bewegung zur
Besserung einzusetzen. Der neue Sultan war augenscheinlich ein Mann der
Tat. Er zeigte den besten Willen, sich von der bisherigen Bevormundung
durch das Komitee freizumachen und den schweren Staatsschaeden
entgegenzutreten. Er waehlte die Maenner seiner Umgebung aus den Kreisen,
die sich den alttuerkischen Richtungen zuneigten.
Ich hatte den neuen Padischa als Thronfolger in Kreuznach kennen gelernt.
Damals hatte ich die Ehre, ihn als meinen Gast zu sehen. Bei den
Schwierigkeiten unmittelbaren sprachlichen Verkehrs, der Sultan sprach nur
tuerkisch, war unsere Unterhaltung durch Dolmetscher im wesentlichen auf
den Austausch von Ansprachen beschraenkt. Die Erwiderung des Thronfolgers
auf meine Anrede trug einen sehr bundesfreundlichen Charakter. Diesem
entsprach auch seine Haltung nach der Thronbesteigung.
Der Sultan hatte vornehmlich die Absicht, auf das Heerwesen einen
persoenlichen Einfluss auszuueben. Er wollte auch die Armeen in den
entfernten Provinzen aufsuchen. Ob hierdurch wesentliche Maengel haetten
beseitigt werden koennen, wage ich nicht zu entscheiden.
Das Land war durch den Kriegszustand voellig erschoepft. Es konnte dem Heere
kaum noch irgend welche neuen Kraefte bieten. So gelang es auch waehrend des
Sommers nicht, die Verhaeltnisse an der syrischen Front wesentlich zu
staerken. Es ist schwer zu entscheiden, inwieweit bei den geradezu
klaeglichen Verbindung
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