cheinigen, milden
und sophistischen Redensarten verbergen wollen. Sie wandten solche Phrasen
nur an, wenn diese ihren propagandistischen Zwecken entsprachen, sei es,
um ihren eigenen Voelkern die auferlegte Blutsteuer ertraeglich erscheinen
zu lassen, sei es, um die Kampflust unseres Volkes zu zermuerben. So war
ein Ende des Krieges fuer uns nicht abzusehen.
Mitte des Monats Juni hatte die allgemeine militaerische Lage fuer den
Vierbund eine wesentliche Verschlechterung erfahren: Nach
erfolgverheissenden Anfaengen war der Angriff Oesterreich-Ungarns in Italien
gescheitert. Wenn auch unser dortiger Gegner nicht die Kraft besass, aus
dem Misslingen des oesterreichisch-ungarischen Unternehmens groesseren Vorteil
zu ziehen, so war doch das Scheitern des Angriffs von Folgen begleitet,
die schlimmer waren, als sie aus einem Unterlassen des Angriffs haetten
entstehen koennen. Das Missgeschick unseres Bundesgenossen war ein Unglueck
auch fuer uns. Der Gegner wusste so gut wie wir, dass Oesterreich-Ungarn mit
diesem Angriff seine letzten Gewichte in die Wagschale des Krieges
geworfen hatte. Von jetzt ab hoerte die Donaumonarchie auf, eine Gefahr fuer
Italien zu bedeuten. Ich glaubte, damit rechnen zu muessen, dass Italien
sich nunmehr dem Draengen seiner Verbuendeten nicht mehr entziehen koennte
und auch seinerseits Kraefte auf den alles entscheidenden westlichen
Kriegsschauplatz werfen wuerde, nicht nur, um die feindliche politische
Einheitsfront zu beweisen, sondern auch um bei den weiteren Kaempfen eine
wirkungsvolle Rolle zu spielen. Sollte nicht auch diese neue Last auf
unsere Schultern allein fallen, so mussten wir oesterreichisch-ungarische
Divisionen an unsere Westfront heranzuholen versuchen. Das war der fuer uns
massgebende Grund fuer das Ersuchen um nunmehrige unmittelbare
oesterreichisch-ungarische Unterstuetzung. Grosse Wirkung konnten wir uns von
dieser Unterstuetzung allerdings zunaechst nicht versprechen. Die
Entscheidung ueber die Geschicke des gesamten Vierbundes hing jetzt mehr
als je ab von Deutschlands Kraft.
Die Frage war also, ob diese noch ausreichen wuerde, um ein siegreiches
Ende des Krieges zu erzwingen. Ich habe weiter oben von den glaenzenden
Leistungen unserer Truppen gesprochen; zur Beantwortung dieser Frage wende
ich mich jetzt zu anderen, ernsteren Seiten:
Bei aller Liebe und Anerkennung fuer unsere Soldaten durften wir doch die
Augen vor den sich im Laufe des langen Krieges ergebenden Maenge
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