rlorenen Anschluss. Die Phantasie
zaubert Wahngebilde hervor und sieht in ihnen wirkliche Gefahren.
Alles, was da geschah, was uns zum ersten grossen Unheil werden sollte, ist
ja menschlich begreiflich. Der alte, schlachtenerprobte Soldat bleibt in
solchen Lagen ruhig; er phantasiert nicht, er denkt! Aber diese alten
Soldaten sind eben in verschwindender Minderheit; ihr Einfluss ist auch
nicht allerorts mehr der beherrschende. Es zeigen sich andere Einfluesse.
Der Missmut und die Enttaeuschung, dass trotz aller Siege der Krieg fuer uns
kein Ende nehmen will, hat auch so manchen unserer braven Soldaten
verdorben. Im Felde Gefahren und Arbeit, Kampf und Ruhelosigkeit, aus der
Heimat Klagen ueber wirkliche, manchmal auch eingebildete Lebensnot. Das
zermuerbt allmaehlich, besonders, wenn man sich kein Ende vorstellen kann.
Der Gegner sagt und schreibt in seinen massenhaft von Fliegern
abgeworfenen Flugblaettern, dass er es nicht so schlimm mit uns meine, wir
muessten nur vernuenftig sein und vielleicht auch auf dies und jenes, was wir
erobert haben, verzichten. Dann wuerde alles rasch wieder gut werden. Und
wir koennten in Frieden weiter leben, im ewigen Frieden der Voelker. Fuer den
Frieden im Innern der Heimat wuerden dann neue Maenner, neue Regierungen
sorgen. Auch das wuerde ein segensreicher Frieden nach all den jetzigen
Kaempfen werden. Das weitere Ringen sei also zwecklos.
Solches liest und bespricht man; der Soldat meint, dass der Gegner doch
nicht all das erluegen kann, laesst sich vergiften und vergiftet andere.
Unsere Befehle zum Gegenstoss koennen an diesem 8. August nicht mehr
ausgefuehrt werden. Es fehlt an Truppen, es fehlt besonders an Geschuetzen
zur Vorbereitung eines solchen Angriffes, denn an den Einbruchsstellen
sind die meisten Batterien verloren. Frische Infanterie- und neue
Artillerieverbaende muessen erst herangeholt werden, und zwar auf Kraftwagen
und Eisenbahnen. Der Gegner erkennt die ausschlaggebende Wichtigkeit, die
in dieser Lage die Eisenbahnen fuer uns besitzen. Weithin in unsern Ruecken
feuern seine schweren und schwersten Geschuetze. Auf einzelne
Eisenbahnpunkte, wie beispielsweise Peronne, regnet es zeitweise Bomben
feindlicher Flieger, die in nie gesehenen Schwaermen ueber Stadt und Bahnhof
kreisen. Nutzt aber der Gegner auf diese Weise die Schwierigkeiten im
Ruecken unserer Armee aus, so verkennt er zu unserm Gluecke die ganze Groesse
seines ersten taktischen Erfolges. Er stoesst an
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