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fanden statt, wurden uns gegenueber aber meistens vertuscht. Die Armee
wurde durchsetzt mit voelkisch fremden Elementen. Man stellte aus den
besetzten Gebieten gepresste Mannschaften ein, um die Truppenstaerken in der
Hoehe zu halten. Das Ueberlaufen nahm daher einen ausserordentlichen Umfang
an. War es ein Wunder, dass unter allen diesen Umstaenden der Geist der
Truppe zerfiel? Er erreichte anscheinend im Fruehjahr seinen Tiefstand. Die
bulgarische Oberste Heeresleitung hatte damals auf Anregung des deutschen
Heeresgruppenkommandos einen Angriff auf albanischem Boden, westlich des
Ochridasees, vorbereitet. Man erhoffte von seinem Gelingen eine
wirkungsvolle Sperrung der fuer den Gegner so wichtigen Strasse Santa
Quaranti-Korca, sowie eine guenstige Rueckwirkung auf die Stimmung von Heer
und Volk. Die Durchfuehrung des Unternehmens erwies sich schliesslich als
unmoeglich, da nach Erklaerungen bulgarischer Offiziere die Truppe den
Angriff verweigern wuerde. Noch bedenklichere Zustaende zeigten sich, als im
Monat Mai die bulgarischen Truppen den Angriff der Griechen und Franzosen
in der Mitte der mazedonischen Front nicht aushielten und ihre Stellung
fast kampflos verliessen. Die zum Gegenangriff bestimmte Division meuterte
groesstenteils.
Die Zustaende innerhalb des Heeres schienen sich jedoch im Verlauf des
Sommers wieder zu bessern. Wir halfen aus, wo wir konnten, gaben von
unseren Lebensmittelvorraeten und schickten Bekleidungsstuecke. Auch loesten
unsere damaligen Erfolge an der Westfront in der bulgarischen Armee grosse
Begeisterung aus. Es war aber klar, dass diese gehobene Stimmung rasch
wieder in sich zusammenbrechen wuerde, wenn auf unserer Seite Rueckschlaege
erfolgten. Darueber konnten uns auch bessere Stimmungsberichte Ende Juli
nicht im Zweifel lassen.
Die gegenseitigen Staerkeverhaeltnisse an der mazedonischen Front schienen
sich im Laufe des Jahres 1918 nicht wesentlich verschoben zu haben. Nach
dem schliesslichen Ausgleich mit Rumaenien war Bulgarien imstande, alle
seine Kraefte auf einer Front zu versammeln. Dieser Verstaerkung gegenueber
kam das Wegziehen einiger deutscher Bataillone aus Mazedonien zahlenmaessig
gar nicht in Betracht. Eine englische Division war nach Syrien abbefoerdert
worden; die franzoesischen Truppen hatten ihre juengsten Jahrgaenge nach der
Heimat abgegeben; die neu mobilisierten sogenannten koeniglich griechischen
Divisionen zeigten sich wenig kampflustig. Anscheinend au
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