er belegten St. Quentin. Dort stauen
sich in den zerschossenen Strassen deutsche Kolonnen. Feindliche Gefangene,
aus dem Kampfe kommend und Verwundete tragend, werden zum Halten
gezwungen. Sie legen ihre Buerde nieder. Da hebt ein schwer verwundeter
deutscher Soldat, dem Tode naeher als dem Leben, den ermattenden Arm
suchend und stoehnt zu dem sich niederbeugenden Traeger: "Mutter, Mutter."
Das englische Ohr versteht den deutschen Laut. Der Tommy kniet nieder an
der Seite des Grenadiers, streichelt die erkaltende Hand und sagt:
"_Mother, yes, mother is here!_"
Auch ich selbst sah auf diesen Schlachtfeldern Bilder tiefen menschlichen
Fuehlens. So wanderte ich Ende Mai an der Seite eines deutschen Generals
ueber die kurz vorher erstuermten Hoehen westlich Craonne. Bei jedem der noch
nicht bestatteten gegnerischen Gefallenen bueckt er sich und bedeckt das
noch entbloesste Gesicht, eine Huldigung an die Majestaet des Todes. Er sorgt
aber auch fuer lebende Feinde, labt aus eigenen Mitteln einige aus Schwaeche
zurueckgebliebene Verwundete und veranlasst ihren bequemen Transport. Auch
schon frueher hatte ich Gelegenheit, in das wahre Menschentum dieses
Deutschen zu blicken. In den Maerztagen des Jahres fahre ich in der Gegend
von St. Quentin an seiner Seite an Kolonnen gegnerischer Gefangener
entlang, die sein ernstes Auge in tiefen Gedanken betrachtet. An der
Spitze einer dieser Kolonnen laesst er Halt machen und spricht den dort
vereinigten feindlichen Offizieren die Anerkennung fuer die tapfere Haltung
ihrer Truppen aus, sie mit dem Hinweis troestend, dass das haerteste Los, das
der Gefangenenschaft, oft den trifft, der am tapfersten ausgeharrt hat.
Die Wirkung dieser Worte scheint gross. Am groessten bei einem jungen
hochgewachsenen Offizier, der augenscheinlich schwer beruehrt bisher den
Kopf wie aus Scham zu Boden senkte. Jetzt erhebt sich die schlanke
Gestalt, wie die junge Tanne vom Schneedruck befreit, und ihr dankbarer
Blick trifft das Auge - meines Kaisers.
Zur Erweiterung unserer Erfolge hatten wir noch waehrend der Kaempfe in dem
bis zur Marne aufspringenden Bogen den rechten Fluegel unseres Angriffes
nach Westen hin bis zur Oise ausgedehnt. Der Angriff gelang nur
unvollstaendig. Ein Angriff, den wir aus der Linie Montdidier-Noyon am
9. Juni in Richtung Compiegne fuehrten, drang nur bis halbwegs dieser Stadt
vor. Auch unsere Versuche in der Richtung auf Villers-Cotterets gelangten
zu keinem groesseren Ergebnis.
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