s man vor dem Tode des alten
Kaisers noch hochhielt, hat seine sittliche Bedeutung verloren. Von
Tausenden tschechischer und anderer Hetzer wird die staatliche Ehre mehr
wie je mit Fuessen getreten. Wahrlich es haette staerkerer Nerven bedurft, als
an den Regierungsstellen vorhanden waren, um dem Drucke der Massen, die
teilweise den Frieden um jeden Preis verlangen, noch laenger Widerstand zu
leisten.
Und nun zu unserer eigenen Heimat:
Inmitten der Kampfzeiten, von denen ich weiter vorn gesprochen habe,
vollziehen sich in unserem Vaterlande tiefgehende und folgenschwere
Aenderungen des innerpolitischen Zustandes. Die Krisis wird bezeichnet
durch den Ruecktritt des Reichskanzlers von Bethmann. Wenn ich anfaenglich
angenommen hatte, dass sich unsere Auffassungen ueber die durch den Krieg
geschaffene Lage deckten, so musste ich mit der Zeit zu meinem Bedauern
immer mehr erkennen, dass dies nicht der Fall sei. Mir war die Leitung des
Krieges uebertragen, und fuer ihn bedurfte ich aller Kraefte des Vaterlandes.
Diese in einer Zeit groesster aeusserer Spannung durch innere Kaempfe zu
zersplittern, anstatt sie zusammenzufassen und immer wieder emporzureissen,
musste zu einer Schwaechung unserer politischen und militaerischen Stosskraft
fuehren. Aus diesem Gesichtspunkt heraus konnte ich es nicht verantworten,
still zu bleiben, wenn ich sah, dass die Einheitlichkeit, die wir an der
Front noetig hatten, in der Heimat zersetzt wurde. In der Ueberzeugung, dass
wir in dieser Richtung unsern Feinden gegenueber mehr und mehr ins
Hintertreffen gerieten, dass wir den entgegengesetzten Weg gingen wie
diese, sah ich mich leider zu unserer Reichsleitung bald in einem
Gegensatz. Die gemeinsame Arbeit litt. Ich hielt es daher fuer meine
Pflicht, meinem Allerhoechsten Kriegsherrn im Juli mein Abschiedsgesuch
einzureichen, so schwer mir als Soldat dieser Schritt wurde. Das Gesuch
wurde von Seiner Majestaet nicht bewilligt. Auch der Kanzler hatte
gleichzeitig infolge einer Erklaerung der Parteifuehrer des Reichstages
seine Entlassung erbeten; sie wurde genehmigt.
Die nunmehr aeusserlich zutage tretenden Folgen dieses Ruecktrittes waren
bedenklich. Der bisher nach aussen hin aufrechterhaltene Schein des
politischen Burgfriedens zwischen den Parteien hoerte auf. Es bildete sich
eine Mehrheitspartei mit dem ausgesprochenen Anschluss nach links. Die
Versaeumnisse, die angeblich in frueheren Zeiten in der Weiterentwicklung
unserer innerstaatli
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