Gelegenheiten
werden versaeumt, nicht ueberall wird mit gleicher Tatkraft zugegriffen,
selbst da, wo ein glaenzendes Ziel in Aussicht steht. Man moechte es jedem
einzelnen Soldaten zurufen: "Dringe vorwaerts auf Amiens, gib den letzten
Rest deines Willens her! Vielleicht bedeutet Amiens den entscheidenden
Sieg. Nimm wenigstens noch Villers-Bretonneux, damit wir von den dortigen
Hoehen mit Massen schwerer Artillerie Amiens beherrschen koennen!"
Vergebens, die Kraefte sind erlahmt.
Der Gegner erkennt klar, was er mit Villers-Bretonneux verlieren wuerde. Er
wirft der Stirnseite unseres Durchbruches alles entgegen, was er
heranbringen kann. Der Franzose erscheint und rettet mit seinen
Massenangriffen und seiner gefechtsgewandten Artillerie die Lage fuer den
Verbuendeten und fuer sich selber.
Bei uns fordert die menschliche Natur zwingend ihr Recht. Wir muessen Atem
schoepfen. Die Infanterie braucht Ruhe, die Artillerie Munition. Ein Glueck
war es, dass wir teilweise aus den reichen Vorraeten des geschlagenen
Gegners leben konnten; wir haetten sonst die Somme wohl nicht ueberschreiten
koennen, denn die im breiten Trichterfeld der zuerst genommenen feindlichen
Stellungen verschuetteten Strassen koennen erst durch tagelange Arbeit wieder
benutzbar gemacht werden. Noch aber geben wir die Hoffnung,
Villers-Bretonneux zu gewinnen, nicht voellig auf. Am 4. April versuchen
wir aufs neue, den Gegner von dort zu vertreiben. Verheissungsvoll lauten
an diesem Tage zuerst die Nachrichten ueber das Vorschreiten unseres
Angriffes. Der folgende 5. April aber bringt an diesem Punkte Rueckschlag
und Enttaeuschung.
Amiens bleibt in den Haenden der Gegner und wird nur von unserem Fernfeuer
beruehrt, das die Verkehrsadern des Feindes zwar beunruhigen, aber nicht
unterbinden kann.
Die "Grosse Schlacht" in Frankreich ist zu Ende!
Die Schlacht an der Lys
Unter den Schlachtentwuerfen fuer den Beginn des Feldzugsjahres 1918 befand
sich auch eine Bearbeitung des Angriffes auf die englische Stellung in
Flandern. Bei dieser war von dem Gedanken ausgegangen, sich gegen den nach
Osten vorspringenden englischen Nordfluegel beiderseits Armentieres zu
wenden, um durch Vordringen in allgemeiner Richtung Hazebrouck den
Zusammenbruch herbeizufuehren. Die Aussichten, die eine solche Operation im
Falle guenstigen Vorschreitens bot, waren sehr verlockend, aber der
Durchfuehrung des Angriffes standen sehr erhebliche Bede
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