ber durchzusetzen. Seine
Innenpolitik ist zudem vielfach verhasst. Neue Maenner sollen ans Ruder
kommen, die alten sitzen nach bulgarischem Urteil schon zu lange an der
Krippe des Staates. Man meint, sie koennten sich gesaettigt haben. Alles
soll aus der Regierung scheiden, was mit Radoslawow zusammenhaengt, vom
hoechsten Beamten bis zum Dorfschulzen, so fordert es das parlamentarische,
das sogenannte freie System. Das soll jetzt geschehen, jetzt mitten im
Kriege!
Ueber Oesterreich-Ungarn habe ich nur wenig zu sagen. Die Schwierigkeiten im
Innern des Landes sind nicht geringer geworden. Ich habe schon darueber
gesprochen, dass die versuchte Versoehnung der staatszersetzenden
tschechischen Elemente auf dem Wege der Milde vollstaendig scheiterte. Nun
wird versucht, durch verstaerktes Vorschieben kirchlicher Macht und
kirchlichen Einflusses, durch Zurschautragen religioeser Gefuehle ein
einigendes Band um die auseinanderstrebenden Teile des Reiches oder
wenigstens um seine einflussreichsten Kreise zu legen. Auch dieser Versuch
bleibt ohne das erhoffte Ergebnis. Er bringt vielmehr weitere Spaltungen
und erregt Misstrauen auch da, wo bisher noch Hingebung vorherrschte. Die
gegenseitige Abneigung der Voelkerschaften wird durch die Verschiedenheiten
in der Lebensmittelversorgung verschaerft. Wien hungert, waehrend Budapest
genuegend Nahrung hat. Der Deutsch-Boehme stirbt fast den Erschoepfungstod,
waehrend der Tscheche kaum etwas entbehrt. Zum Unglueck ist die Ernte
teilweise missraten. Dies verstaerkt die innere Krisis und wird sie noch
mehr verstaerken. Es fehlt in Oesterreich-Ungarn nicht, wie in der Tuerkei,
an den technischen Mitteln eines Ausgleiches zwischen Ueberschuss- und
Bedarfsgebieten. Aber es fehlt am einheitlichen Willen, an einer sich
durchsetzenden staatlichen Macht. So hat das alte Uebel der inneren
politischen Gegensaetze mit all seinen vernichtenden Folgen sich auch auf
das Gebiet der einfachen Lebenserhaltung uebertragen. Kein Wunder, dass die
Friedenssehnsucht waechst, und dass das Vertrauen auf den Ausgang des
Krieges abnimmt. Der russische Zusammenbruch wirkt daher mehr zersetzend
als staerkend. Das Verschwinden der Gefahr von dieser Seite scheint die
Gemueter nicht zu heben, sondern sie gleichgueltiger zu machen. Selbst der
Sieg in Italien ist ein Jubel nur fuer einzelne Teile und Kreise der
Voelker. Der Stolz durchdringt nicht mehr die Masse, die zum Teil und
zeitweise wirklich hungert. Gar vieles, wa
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