gen wurden. Das Thier
verblutete und blieb dann eine Beute der Schakale. Mir wurde ein blutiges
zuckendes Stueck Fleisch zugeworfen und ich habe, so widerwaertig mir das
Ganze auch war, doch den groessten Theil desselben verzehrt, so arg hatte
mich der Hunger mitgenommen, denn seit zwei Tagen hatte ich nichts
genossen. Dieselbe Kost wurde mir waehrend der ganzen Reise angeboten."
Krapf endlich sah in Schoa, wie Soldaten einem lebendigen Schafe ein Bein
abschnitten, das Thier nicht toedteten und das rohe Fleisch vom Knochen
sogleich abnagten!
Nicht viel weniger widerwaertig ist die Art und Weise, wie die Abessinier
ihr uebriges Fleisch zubereiten und ueberhaupt ihre Nahrung zu sich nehmen,
sodass man bei ihnen wol vom "Fressen" sprechen kann.
Schafe und Ziegen werden in Gegenwart der Gaeste geschlachtet und
abgehaeutet, dann die noch zuckenden Glieder etwa fuenf Minuten ueber ein
Flammenfeuer gehalten und die aeusserste Lage Fleisch, die kaum durchroestet
ist, mit Brotkuchen und reichlicher Pfeffersauce genossen. Salz wird in
langen, gewundenen Antilopenhoernern umhergereicht. Waehrend des Essens
selbst wird nicht getrunken, unmittelbar nach demselben gehen jedoch
Glasflaschen, sogenannte Berille, mit gegohrenem Honigwasser herum. Der
Ueberbringer desselben giesst dabei, indem er eine Flasche darreicht, eine
Kleinigkeit davon in die hohle Hand und trinkt sie vor dem Gaste aus, um
demselben damit zu zeigen, dass der Trank nicht vergiftet sei. Auch die
zubereiteten Speisen erscheinen fuer einen Europaeer sehr widerlich, denn
bei vielen wird ein Oel aus den Samenkoernern der Nukpflanze von sehr
unangenehmem Geschmack zugesetzt.
Die Abessinier koennen ganz unglaubliche Portionen verschlingen und die
Gefahr, dabei zu ersticken, welche Bruce scheinbar uebertreibend anfuehrt,
wird auch von Rueppell hervorgehoben. Eine Hauptsache beim Essen ist
jedoch, dass sie die Kauwerkzeuge unter lautem Geschmatze und Geschnalze
bewegen muessen. Laendlich, sittlich! und diese "Sitte" gilt nicht nur in
den niederen Klassen, sondern auch bei Hofe, selbst in unsern Tagen bei
Theodoros II. Dieser hatte den Missionaer Stern zur Tafel geladen; die
Mahlzeit bestand, da gerade Fasttag war, einfach aus Tiefkuchen und
Honigwasser. "Da machte ich", erzaehlt Stern, "einen Verstoss gegen die
Sitten des vornehmen Lebens. Nach abessinischen Begriffen muss jeder Mann
aus der Aristokratie beim Essen schmatzen wie ein Schwein. Davon wusste ich
leider nic
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