che Heuchelei und fern von tiefgefuehlter
Betruebniss, denn grenzenloser Leichtsinn ist ein Hauptcharakterzug der
Abessinier.
Abessinien ist reich an _Kirchen_, doch sind dieselben meistentheils nur
klein. Viele stehen als Wallfahrtsorte in hohem Ansehen und werden von
grossen Scharen frommer Pilger besucht, die, oft aus weiter Ferne
herziehend, haeufig zugleich den bei der Kirche aufgeschlagenen Markt zu
Einkaeufen benutzen. So knuepfen sich auch hier die Messen an die Kirchen,
wie in den meisten anderen Laendern der Erde gleichfalls. Gewoehnlich sind
die Kirchen im Grundrisse rund und 20-24 Fuss hoch; viereckige gehoeren zu
den seltenen Ausnahmen. Beinahe jede abessinische Kirche oder Kapelle hat
an ihrer Facade zwei gleich grosse, dicht nebeneinander stehende Thueren und
im Innern eine Art von grossem hoelzernen Sessel oder Thron, der die
Bundeslade der Israeliten vorstellt. Dieser Sessel, auf welchem Brot und
Wein fuer das Abendmahl eingesegnet werden, fuehrt den Namen Manwer oder
Tabot und ist ueberall in Abessinien der Gegenstand der groessten Verehrung.
Glocken befinden sich nur in wenigen Kirchen der groesseren Staedte; statt
ihrer behelfen sich die Priester mit duennen Steinplatten, die schwebend
aufgehaengt sind und durch deren Anschlagen die Glaeubigen zusammenberufen
werden. Die gewoehnlichen Kirchen auf dem Lande bestehen aus zwei
Gemaechern, deren Inneres beinahe ganz dunkel ist und welche durch eine
Fluegelthuere miteinander in Verbindung stehen. Sie sind mit einem
gemeinschaftlichen kegelfoermigen Strohdache ueberdeckt und fast immer von
schoenen Baeumen umgeben, welche den um die Kirche herumliegenden Friedhof
beschatten, der jedoch keinerlei Grabsteine aufweist. Einige dabei
befindliche kleine Huetten beherbergen die den Kirchendienst versehenden
Priester. Das Ganze ist durch eine niedrige Mauer umschlossen. Wer Schuhe
oder Sandalen traegt - uebrigens eine Seltenheit in Abessinien - zieht
dieselben beim Eingange des Kirchhofes aus. In der vorderen Abtheilung,
der eigentlichen Kirche, versammeln sich die Leute, nachdem sie beim
Eingange die mit schreckhaften kolossalen Engelsfiguren bemalten Thueren
ehrfurchtsvoll gekuesst haben. _Gemalte_ Bilder werden in Abessinien
verehrt, keineswegs jedoch _geformte_, und deshalb zeigt das abessinische
Kreuz auch keinen Christusleib, weil dies nach Auffassung jener Kirche
gegen das zweite Gebot verstossen wuerde. Das Kuessen der Kirche ist als
Zeichen der Gottesvere
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