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Kaimakan, der einige Soldaten zur Verfuegung hat. Ausserdem residiren hier
aegyptische Zollbeamte und verschiedene europaeische Konsuln, denn Massaua
ist die Pforte des Handels fuer fast ganz Abessinien und von groesster
politischer Wichtigkeit durch seine Lage gegenueber dem letztgenannten
Reiche, wie durch seinen in jeder Beziehung vorzueglichen Hafen, der sich
auch dadurch vor andern Haefen am Rothen Meere auszeichnet, dass man sich
hier leicht mit Schiffsprovisionen, Wasser, Holz, Schlachtvieh u. s. w.
versehen kann.
[Illustration: Wassertraegerin an den Cisternen. Derwisch von Massaua.
Originalzeichnung von Robert Kretschmer.]
Der Golf von Arkiko, in welchem die Inselstadt Massaua liegt, ist mit
verschiedenen kleinen Koralleneilanden bedeckt. Auf einem derselben
befindet sich der christliche Friedhof und hier ist es, wo auch die Leiche
unseres Landsmannes, des Reisenden Hemprich, ruht, den am 30. Juni 1825
der Tod ereilte. Auf einem andern Koralleneilande liegt ein Heiliger, Seid
Scheik, begraben, der seinerzeit Massaua verlassen und diese kleine Insel
bezogen haben soll, weil er glaubte, dass der Lebenswandel seiner Mitbuerger
allzu irreligioes sei. Vom Festlande sowol als von Massaua machen
zahlreiche Gesellschaften naechtliche Ausfluege nach dem Grabe dieses
Heiligen, wobei weniger religioese Absichten die Pilger leiten sollen, als
der Schmuggel mit Sklaven. Die Insel Massaua selbst hat eine halbe Meile
Laenge und beinahe eine Viertelmeile Breite. Die westliche Haelfte traegt die
Stadt, die oestliche halb verfallene, alte Cisternen aus besserer Zeit und
ein kleines, schlecht armirtes Fort. Die Anlage der Stadt ist eine ganz
unregelmaessige, wenig aeltere Gebaeude bestehen aus Stein, die meisten sind
Strohhuetten, die auf Pfaehlen im seichten Meerwasser ruhen. Unter ersteren
zeichnen sich das Gouvernementsgebaeude, eine zweikuppelige Moschee (Diamet
Scheik Hamal) und das Zollhaus aus.
Im Ganzen hat Massaua etwa ein Dutzend religioeser Gebaeude; darunter jene
bemerkenswerthe Moschee, die frueher eine christliche Kirche gewesen war
und in welcher die Portugiesen 1520 Messe lasen, nachdem sie "Matzua", so
nannten sie die Stadt, den Muhamedanern abgenommen hatten. Was den Namen
des heutigen Ortes betrifft, der auch Masua, Massawa geschrieben wird, so
leitet ihn Munzinger aus der Tigriesprache ab, in welcher Mesaua den Raum
bedeutet, ueber welchen hin man den Ruf einer Menschenstimme hoeren koenne,
und das
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