Angerab, wandte mich dem Magetsch zu, erstieg die Hochebene von Wogara,
auf der Strasse, die vor mir Bruce, Lefebvre, Ferret und Galinier, Rueppell,
Krapf, v. Heuglin u. a. gewandert waren, und gelangte in vier Tagemaerschen
bis Dobarek.
Am ersten Tage bivouakirten wir in _Kossogie_, einem Dorfe, welches von
den hier haeufigen Kossobaeumen seinen Namen fuehrt; durch gut bebaute Ebenen
gelangte ich am zweiten Tage nach Isak-Dews, dem Isakberge, welcher Ort
1420 vom Kaiser Isak zur Erinnerung an einen hier ueber die Juden
(Falaschas) erfochtenen Sieg gegruendet wurde. Die dritte Station Dokoa war
ein reizender Flecken auf einer Anhoehe mit einer dem Heiligen Kitane
Machrit geweihten grossen steinernen Kirche, die vom Kaiser von Jasu im
portugiesischen Stile erbaut ist. Hier theilt sich die Strasse; rechts,
nach Osten zu, fuehrt sie ins Alpenland von Semien. Links, in noerdlicher
Richtung ueber den Lamalmon-Pass, und die Kolla von Wogara nach Adoa. Am
naechsten Morgen, als ich nach Dobarek aufbrach, zeigte man mir zur
Rechten, schon in Semien gelegen, das Dorf _Debr-Eskie_, in dessen Naehe am
9. Februar 1855 das Schicksal Abessiniens entschieden und Theodor Sieger
ueber Ubie wurde. Als ich den Abhang erstieg, an welchem _Dobarek_ erbaut
ist, wurde meine Aufmerksamkeit durch eine traurige Erscheinung gefesselt;
der Boden war ringsum mit gebleichten Menschenschaedeln besaet, die unter
den Fuessen meines Maulthiers dahin rollten. Ein Schlachtfeld konnte hier
nicht gewesen sein, denn andere Knochen als eben nur Schaedel waren nicht
vorhanden. Aber was war hier geschehen? Eine entsetzliche Katastrophe. Vor
gerade drei Jahren (1860) hatte Theodor ueber seinen rebellischen Neffen
Garet bei Tschober einen Sieg erfochten und etwa 1700 Gefangene hierher
abgefuehrt. Man enthauptete sie und warf ihre Schaedel aufs Feld.
Am naechsten Tage begann ich den _Lamalmon_ hinabzusteigen. Sein suedlicher
Abfall ist eine schoene, kaum wellenfoermige Ebene; sein noerdlicher dagegen
eine steile, einige tausend Fuss hohe Lehne, von welcher ein steiler
Zickzackfusspfad hinabfuehrt, den wir nicht ohne Lebensgefahr passirten. Auf
einer kleinen Terrasse, die alle Karawanen als Ruhepunkt benutzen, machte
auch ich Halt. Vor mir lag, wie auf einer Reliefkarte ausgebreitet, die
Kolla bis zum Takazzie - eine Aussicht, die sich ueber dreissig Meilen
erstreckte. Von allen Seiten sah ich die Fluesse durch die gruenen Waelder
und gesaegten Berge brechen, um si
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