tztere gedeiht hier bis zu einer Hoehe von fuenfzehn Fuss. Der Gipfel der
Guna, Ras-Guna genannt, besteht aus Trachyt. Von da aus umfasste mein Auge
eine prachtvolle Rundsicht. Zur Rechten brach der Reb aus einem tiefen
Thale hervor; vor mir lag das pittoreske Massiv des Zoramba und weiter hin
die Kollo, das maechtigste abessinische Gebirge. Zur Linken endlich Plateau
an Plateau, durchrieselt von Baechen, die sich zum Tanasee hinzogen, auf
dem die Inseln gleich dunklen Punkten zu schwimmen schienen.
Als ich wieder in Gafat angelangt war, fand ich eine Einladung des Negus
vor, ihn in Gondar, wohin er sich begeben hatte, zu besuchen. Sofort brach
ich auf. Dort angekommen, hatte ich noch einige Schwierigkeiten, empfing
aber am 30. September 1863 den Befehl, Abessinien auf dem kuerzesten Wege
zu verlassen. Mit mir ging Dr. Lagarde, der den Aufenthalt in Abessinien
satt bekommen hatte. Nach der feierlichen Abschiedsaudienz bei Theodor
nahmen wir ein Fruehstueck bei dem englischen Konsul _Cameron_ ein, das von
dessen Koch, einem Elsaesser Kind, sehr gut zubereitet war. Dieser, frueher
ein franzoesischer Kuerassier, hatte sich die Gunst des Koenigs zu erwerben
gewusst. Als die Missionaere einst einen Wagen fuer Theodor hergestellt,
fragte dieser den Elsaesser, wie ihm die Maschine gefiele. "Pfui! sagte der
Rheinlaender, bei uns in Muehlhausen faehrt man in solchen Dingen den Mist
aufs Feld!" (Den beruehmten blau angestrichenen Wagen erwaehnen auch Heuglin
und Steudner.) Beim Fruehstueck war auch der Judenmissionaer Dr. _Stern_
zugegen, welcher zuerst Photographien in Abessinien aufnahm und in seinem
Werke "Wanderungen unter den Falaschas" veroeffentlichte. Einst schenkte
dieser dem Negus einen Stereoskopenkasten mit einer Ansicht Jerusalems.
"Was ist das fuer ein Gebaeude?" fragte Theodor.
"Die Moschee Omar's", antwortete Stern. - Sogleich warf der Koenig den
Apparat auf die Erde, indem er wuethend ausrief: "Und dieses Europa, das
vorgiebt christlich zu sein, duldet eine Moschee beim heiligen Grabe!"
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Als endlich die Stunde schlug, um Gondar den Ruecken zu kehren, kam Achmed,
mein Diener, mit der Nachricht zu mir, dass alle meine Leute sich heimlich
entfernt haetten, aus Furcht, von mir in Massaua als Sklaven verkauft zu
werden!
Mir blieb nichts anderes uebrig, als neue Diener und Lastthiere zu miethen,
wobei sich Salmueller besonders gefaellig erwies. Ich ueberschritt den
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