oenige bei mir an,
welchen mir Kinzle uebersetzte. Der Negus befand sich in seinem Lager zu
Isti, drei Tagereisen von Gafat. Da ich bemerkt hatte, dass er guter Laune
war, so wollte ich diese benutzen und bat um seine Erlaubniss zur Heimkehr
nach Massaua. Bei Empfang meines Briefes gerieth er indessen in solche
Wuth, dass zwei Tage lang Niemand mit ihm zu reden wagte. Sofort liess er
mir einen heftigen Brief schreiben, aus dem ich Folgendes hervorhebe: "Als
du hierher kamst, hast du dich mir als Freund vorgestellt; oder bist du
etwa gekommen, um mit den Scheftas (Rebellen) gegen mich zu konspiriren?
Sind deine Gefuehle aber loyal, so schreibe mir; bist du mein Feind, so
schreibe mir auch, damit ich weiss woran ich bin." Sogleich antwortete ich
in einem kurzen, aber respektvollen Schreiben, welches die gefaehrliche
Korrespondenz zu einem guten Ende fuehrte, denn die schleunig darauf
erfolgende Antwort lautete: "Habe nur einige Geduld und durch die Gnade
der Dreieinigkeit wird Alles gut ablaufen. Ich habe dich aus wichtigen
Gruenden zurueckbehalten muessen; allein wenn mein Agent wieder heimkehrt,
will ich dich mit allen gebuehrenden Ehren entlassen." Ich folgte dem mir
ertheilten weisen Rath, verhielt mich geduldig und nahm zunaechst meinen
unterbrochenen Ausflug nach der Guna wieder auf.
In Maginta war ich an die Familie des Irlaenders Bell empfohlen, der einst
eine grosse Rolle bei Theodor II. gespielt und fuer diesen sein Leben
gelassen hatte. Hier traf ich auf ein Beispiel der abessinischen
Langlebigkeit, naemlich auf _fuenf Frauengenerationen_ beieinander: die
abessinische Witwe Bell's, deren Mutter, Grossmutter, Tochter (die Frau
Waldmeier's) und Enkelin! Die Urgrossmutter war die einzige, welche man als
Greisin bezeichnen konnte; denn die Grossmutter, eine feine Frau von 55
Jahren war noch sehr lebhaft und thaetig in der Hauswirthschaft; die
Mutter, Bell's Witwe, war 35 Jahre alt, zierlich und huebsch; deren Tochter
war an den Missionaer Waldmeier verheirathet, welchen sie wieder mit einem
Toechterchen beschenkt hatte.
Maginta liegt bereits im Gebirge. Von da aus hatte ich, von Plateau zu
Plateau ansteigend, nur vier Stunden bis zum Gipfel zurueckzulegen.
[Illustration: Ein Binsenfloss oder Tankoa. Zeichnung von R. Kretschmer
nach Lejean.]
Der Weg fuehrte vorbei an Kosso- und Ericabaeumen, Hypericumstaemmen,
praechtigen aloeartigen Lilien bis zur Region der seltsamen Dschibarra
(_Rhynchopetalum_).
Le
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