Ankober los, der die Erde mit einer wahren Suendflut
ueberschuettete; jeder Fluss stieg, jede Gasse wurde zu einem rauschenden
Bache und tausendfaeltig hallte der Donner von den nahen Bergen wieder. Als
am naechsten Morgen die Sonne ihre Strahlen auf die Erde niedersandte,
entwickelte sich ein seltsames Schauspiel vor den Augen der Europaeer. Tief
unten lag, wie ein Schneeschleier, eine undurchdringliche Dampfwolke in
den Thaelern. Man stand ueber diesen Wasserdaempfen, aus denen nur die
Bergspitzen gleich schwimmenden Inseln hervorragten. Als diese Nebelbank
in die Hoehe stieg, bedeckte sie Alles mit Feuchtigkeit und drang durch
Kleider und Mauern hindurch.
Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, denen jeder sich aussetzen muss, der
in afrikanischen Landen reist, trafen die Gesandtschaft noch manche
speziell abessinische Uebelstaende. Die nothwendigsten Lebensmittel waren
trotz der Fruchtbarkeit des Bodens nur schwierig zu erlangen; die
gemietheten Dienstboten taugten nichts, da jeder, der nur irgend kann,
sich Sklaven haelt; Maulthiere waren gleichfalls kaum gegen die hoechsten
Preise zu miethen, und fuer das kleinste Geschaeft musste eine Menge
kostbarer Zeit vergeudet werden, da diese selbst fuer die Abessinier
keinerlei Werth hat. Mit der Zeit wurde den aus Indien mitgebrachten
muhamedanischen Dienern der Aufenthalt zu langweilig; sie nahmen ihre
Entlassung und kehrten durch das heisse Kuestenland nach Tadschurra zurueck,
wobei die Haelfte von ihnen das Leben verlor. Die statt ihrer angenommenen
Abessinier zeichneten sich nur dadurch aus, dass sie unermessliche Portionen
rohen Fleisches (Brundo) verschlangen und alle Monate einen Tag frei
verlangten, um mittels Kusso ihre Bandwurmkuren vollfuehren zu koennen.
Ausserdem war ein besonderer Afero oder Janitschar ernannt worden, welcher
alle Schritte und Tritte der Fremden ausspioniren und darueber an den Hof
berichten musste. Am gefaehrlichsten wurde den Gaesten jedoch die Feindschaft
der unduldsamen Geistlichkeit, die mit eiserner Hand das Volk knechtete
und die Briten schlimmer als die Heiden ansah, zumal weil sie die langen
und strengen Fasten nicht hielten. Der Bischof von Schoa zeigte diese
Feindschaft ganz offen. Er sprengte das Geruecht aus, die Englaender seien
als Spione einer grossen, jenseit des Meeres wohnenden Frau gekommen,
welche ihre Soldaten nach Schoa schicken wolle, um das Koenigreich zu
erobern und den abessinischen Glauben zu zerstoeren.
Waehrend
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