Natur zu sein, und seine Angehoerigen heirathen nur unter
sich. Sie kennen kein anderes Geschaeft als Segnen und Fluchen, und weil
Alles in dem Glauben steht, dass, was sie sagen, eintreffen muesse, so sind
diese Leute sehr respektirt. Kein Galla laesst einen Wato zu sich ins Haus
kommen, aber Lebensmittel in Menge werden ihnen, wo sie sich zeigen, vor
die Haeuser gebracht, weil man im Unterlassungsfalle ihren Fluch fuerchtet.
Sie lieben, wie die Waitos (vergl. S. 90), das Fleisch des Flusspferdes,
welches in grosser Menge im Hawasch vorkommt.
Ueber den Ursprung der Menschheit haben die Galla einen dunklen
entstellten Begriff, jedoch scheinen sie nicht zu glauben, "dass alle von
einem Blute herkommen". Sie sagen, ihr erster Stammvater habe Wolab
geheissen; Wak habe ihn aus Thon gebildet, ihm dann eine lebende Seele
gegeben und ihn am Hawasch angesiedelt. Ihre Eidschwuere verrichten die
Galla auf eine sonderbare Weise. Eine tiefe, enge Grube wird in den
Erdboden gegraben und in dieselbe steckt man einige Lanzen. Dann wird sie
mit einer Thierhaut bedeckt, und die Betheiligten schwoeren nun, dass, falls
sie ihr Versprechen nicht hielten, sie in eine solche Grube stuerzen, ihre
Leiber mit Lanzen durchbohrt werden und ungeraecht und unbegraben liegen
bleiben moegen. Einmal geschlossene Freundschaft soll heilig gehalten
werden, wenn sie auch unter den verschiedenen Staemmen selten zu sein
scheint, da diese sich stets untereinander befehden. Heirathet ein Galla,
so bekommt die Frau ihre Mitgift vom Vater; scheidet sie sich aber von
ihrem Manne, so behaelt der Mann das Heirathsgeschenk. Gewoehnlich heirathen
sie drei Frauen. Stirbt der Mann, so ist sein Bruder verpflichtet, die
Witwe oder Witwen zu heirathen. Die Sanktion der Heirathen erfolgt allemal
durch den Abadula oder Vorgesetzten mehrerer Doerfer. Toedtet ein Galla
einen Fremden, der nicht von seiner Nation ist, so erwirbt er sich dadurch
viel Ruhm, toedtet er einen Stammverwandten, so hat er, ist der Getoedtete
ein Mann, 100 Ochsen, ist es eine Frau, 50 Ochsen zu bezahlen. Da
abessinische Christen nebst den sie umgebenden Muhamedanern keine Muehe,
keine Schlechtigkeiten scheuen, Galla-Soehne und Toechter als profitable
Menschenwaare in den abscheulichen Sklavenhandel zu ziehen, so ist's
natuerlich, dass sie alle Fremden als Feinde betrachten. Abessinische
Fuersten wollten ihnen das elende Christenthum, welches sie selbst hatten,
mit dem Schwerte aufdringen; abessinische
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