le Nationen und Religionen ebenso geschieden sein werden
wie hier. Galla, Muhamedaner und Christen kommen jede Partei an ihren
besonderen Ort, um die guten oder ueblen Folgen ihres Verhaltens in dieser
Welt zu geniessen. Die Luege scheint bei ihnen verpoenter zu sein als bei
ihren abessinischen Nachbarn. Wird ein Galla als Luegner ertappt, so
verliert er Sitz und Stimme in den oeffentlichen Versammlungen und wird der
Verachtung preisgegeben.
Was im Vorstehenden ueber die Galla mitgetheilt wurde, ist vorzugsweise den
Berichten Krapf's und Isenberg's entlehnt. Das Volk erscheint uns nach
diesen Mittheilungen weit liebenswuerdiger und besser als seine
abessinischen Bedruecker. Ueber die Art und Weise, wie die letzteren gegen
die Galla verfahren, wie sie Land und Volk dieses Stammes auf das
Schmaehlichste verwuesten, darueber koennen wir uns am besten unterrichten,
wenn wir abermals der Erzaehlung des Major Harris folgen.
Wie die meisten anderen afrikanischen Potentaten, unternahm auch Sahela
Selassie keinen Krieg wegen des nationalen Ruhmes oder wegen der
oeffentlichen Wohlfahrt; seine Kriege waren entweder Raubzuege oder auf die
Unterdrueckung von Rebellen gerichtet, und das war auch jetzt wieder der
Fall, als er gegen die Galla auszog, wobei er den dringenden Wunsch
aussprach, von der Gesandtschaft begleitet zu werden; die Gegenwart
derselben sollte ihm Kraft, seinen Voelkern neuen Muth verleihen. Nur fuer
20 Tage wurde die Armee mit Lebensmitteln versehen, woraus man schliessen
wollte, dass das Ziel des Feldzuges kein allzufernes war. Angollala war in
grosser Aufregung und alle Handwerker damit beschaeftigt, die Waffen in
Stand zu richten, waehrend im koeniglichen Arsenale Tag und Nacht grosse
Thaetigkeit herrschte. Bei dem aberglaeubischen Charakter der Abessinier war
vorauszusehen, dass erst das Schicksal befragt und nach guten oder boesen
Vorzeichen geforscht werden muesste. Priester und Moenche hatten in dieser
Beziehung alle Haende voll zu thun. Das Herabfallen eines Schildes vom
Sattelknopf, die Erscheinung eines weissen Falken sind unguenstige Zeichen,
waehrend ein paar Raben Glueck verheissen. Auch das Heulen der Hunde waehrend
der Nacht wurde beobachtet, um daraus Schluesse zu ziehen. Endlich brach
man auf und zwar in der groessten Unordnung, um aber bald wieder Halt zu
machen, damit die zahlreichen Nachzuegler sich sammeln konnten. Vor der
Armee wurde unter einem Baldachin von Scharlachtuch die Bibel und die
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