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schmiedete und formte man Tag und Nacht unter der Leitung der deutschen
Handwerker, an deren Spitze jetzt Dr. Schimper und Eduard Zander standen.
Mit geringen Mitteln war mitten in der abessinischen Wildniss ein ziemlich
bedeutendes industrielles Etablissement entstanden, eine Oase in der
Wueste, in welcher fast nur deutsche Laute wiederklangen. Die erste Kanone,
welche 8 Fuss lang war und eine 6 Zoll weite Seele besass, wurde von dem
ueber den Guss hocherfreuten Koenige "Theodor" getauft, waehrend ein 80
Centner schwerer Riesenmoerser mit anderthalbfussweiter Oeffnung den stolzen
Namen "Sebastopol" erhielt.
Als die Gegend um Debra Tabor im Spaetsommer vollstaendig ausgepluendert war
und die Raubzuege in der Umgegend kein Vieh und Getreide mehr einbrachten,
beschloss Theodor, nach Magdala aufzubrechen. Debra Tabor wurde, damit es
keinem Feinde in die Haende fiel, in Brand gesteckt und dann der Marsch mit
einem Heere von etwa 50,000 Menschen angetreten, worunter sich jedoch
hoechstens 10,000 Krieger befanden, denn Hinrichtungen und Desertionen
hatten die Armee stark reduzirt. Ueber Hochlande, die theilweise 11,000
Fuss ueber dem Meere liegen, durch zerrissene Tiefebenen und vom Regen
angeschwollene Stroeme fuehrte der Marsch ueber Tschetscheho nach Woadla.
Mitten im Zuge schritten gebunden die fuenf Deutschen: Steiger, Brandeis,
Schiller, Essler, Makerer, waehrend Cameron, Rassam, Stern, Rosenthal
u. s. w. bereits auf Magdala schmachteten.
Am 31. Oktober 1867 stand das Heer bei dem Flecken Biedehor, der etwa
10,000 Fuss hoch ueber dem Meere liegt. Von dort hat man einen weiten Blick
in das Land nach Sueden, nach Magdala und dem hohen, schneebedeckten
Kollogebirge. Suedlich von Biedehor aber durchsetzt eine jener grausigen
Thalschluchten das Land, an denen Abessinien so reich ist. Hier fliesst
zwischen senkrechten, fast 3000 Fuss hohen Felsen die rauschende Dschidda
hin. Nur einige Terrassen unterbrechen die jaehen mauerartigen Waende. In
diesen Schlund musste die ganze Armee hinabsteigen und, nachdem sie das
Flussbett ueberschritten, am jenseitigen Ufer wieder einen ebenso steilen
Felsenwall ueber nacktes, vulkanisches Gestein nach der fruchtbaren Ebene
von Talanta hinaufklimmen. Dorthinab mussten auch die Kanonen und der
Riesenmoerser "Sebastopol" geschleppt werden. Der letztere wurde auf einem
ungeheuren Wagen von Hunderten von Menschen fortgezogen, so wie die alten
Aegypter einst ihre Kolosse fortbewegten. Aber
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