alle, Mann, Weib und Kind, ueber tausend an der Zahl, in
einer einzigen Nacht von den wilden heidnischen Galla unter Fuehrung des
Rebellen _Medoko_ hingeschlachtet wurden, zur Rache fuer eine ihm am Hofe
zu Ankober widerfahrene Beleidigung. Der stolze schoene Mann, auf den alle
Frauen des Landes mit nicht geringer Bewunderung schauten, trat einst vor
den Koenig hin, brachte ihm 10 herrliche Streitrosse, 500 Ochsen, 20
Sklaven und zwei grosse Koerbe voll Silberthaler, die gnaedig angenommen
wurden. Aber die Hand der Prinzessin Worka Ferri, um die er darauf bat,
wurde ihm abgeschlagen und er selbst schnoede misshandelt; der Beichtvater
des Koenigs trat ihm in das Gesicht, dass das Blut herunterlief, und die
Staatsfestung Gontscho nahm ihn auf. Wie durch ein Wunder entkam er wieder
zu seinen Galla, die, seinem Rufe folgend, in hellen Haufen herbeieilten
und Tscherkos nebst seinen Einwohnern verbrannten. Unter der Fuehrung ihres
Koenigs rueckten nun die Schoaner aus, und bei Angollala kam es zur
blutigen, lange schwankenden Schlacht. Medoko unterlag und floh in die
geheiligten Asylraeume des Klosters Affaf Woira, wo er sich sicher waehnte.
Da erschien dort eine feierliche Prozession, welche dem Rebellen die
Verzeihung des Koenigs ueberbrachte und ihn wieder zu Hofe kommen hiess.
Medoko folgte der Stimme zu seinem Unglueck. Neuer Verrath wurde gegen ihn
gesponnen, und eines Nachts traten sechs Verschworene an sein Lager, um
ihn mit ihren Schwertern zu durchbohren. Noch einmal sprang der
verwundete, riesenkraeftige Loewe auf, ein Blutbad unter seinen Moerdern
anrichtend, dann sank er zusammen. Seinem Volke, das um ihn lange Jahre
trauerte, erschien er aber als Heros und Maertyrer, und die Fehden zwischen
Abessiniern und Galla nahmen mit erneuter Wuth ihren Fortgang.
Die Galla.
Die Galla sind ein schoener Menschenschlag, dessen Physiognomie kaukasisch
ist. Ihre Sprache weicht bedeutend von den echt semitischen Sprachen ab,
aber in Konjugation, den Fuerwoertern und vielen anderen Woertern verraeth sie
doch einen semitischen Charakter und bildet mit den Sprachen der Danakil
und Somalen eine eigene Familie des semitischen Sprachstammes. Von ihren
zahlreichen Unterabtheilungen haben Krapf und Isenberg ueber fuenfzig
herausgefunden, welche fast alle voneinander unabhaengig sind, hier und da
in Feindschaft miteinander leben, aber dieselbe Sprache reden und
urspruenglich dieselbe heidnische R
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