arben, die uns in Entzuecken versetzen; ein
ewiger Wechsel von Licht und Schatten, Helle und Dunkel ist bemerkbar. Es
wird Einem wohler in der Seele, wenn man dem Gebirge naeher und naeher
kommt; man treibt das Maulthier zu schnellerem Laufe an, um bald die Luft
der Gebirgsthaeler geniessen zu koennen. Die Paesse und Saumwege sind haeufig
so eng, dass nur ein Lastthier hinter dem andern zu gehen vermag; stuerzt
eines, so versperrt es den Weg und die Karawane muss Halt machen. Der am
meisten begangene Pass ist jener von Halai, durch den zur Regenzeit ein
wild angeschwollenes Gebirgswasser dem Rothen Meere zustuerzt. Schroffe
Bergmassen, welche aus senkrechten Schichten von Schiefer bestehen,
begrenzen den Weg. Das Ganze macht den Eindruck einer wilden Einoede:
Bergwaende mit fast ganz nacktem Gestein ohne frischen Graswuchs erheben
sich zu beiden Seiten, waehrend die Thalniederung nur hier und da
Baumgruppen zeigt. In Zickzacklinien fuehrt der Weg weiter; es treten nun
verschiedene Pflanzen auf: man bemerkt die ersten Tamarisken, dann die
Kronleuchter-Euphorbien (Kolqual), die mit der Hoehe des Gebirges an
Haeufigkeit zunehmen und aeusserst charakteristisch sind; vorherrschend ist
jedoch die Mimose. Jetzt sind wir oben in der erfrischenden Bergeshoehe; in
der Nacht ist kalter Tau gefallen und der kuehle Wind streicht ueber die
Gipfel, von denen wir noch einen Blick rueckwaerts auf das Rothe Meer -
gleichsam zum Abschied - werfen. Der naechste Fluss senkt sich schon
westlich ab - er gehoert zum Gebiete des Nil. Abessiniens Grenze, die
allerdings nicht so scharf gezogen erscheint, wie die Grenze eines
europaeischen Staates, ist ueberschritten und das Dorf _Halai_, das erste
des Landes, ist erreicht. Es schmiegt sich terrassenfoermig erbaut an die
Kuppe eines Huegels an; die Wohnungen sind kaum mannshoch und mit flachen
Daechern versehen. Diese haben einen bodenlosen Topf in der Mitte, durch
welchen das Tageslicht in die Huette dringt und der Rauch hinauszieht.
Diese Toepfe - Schornsteine kann man sie nicht nennen - werden mit einem
Steine bedeckt, wodurch dann, da die Huette ausser einer kleinen Thuer keine
andere Oeffnung hat, das Innere derselben ganz finster wird. Wir treten
ein, um einen Vorgeschmack abessinischer Behausungen zu erhalten. Um ein
nie verloeschendes Feuer gekauert, dessen Rauch nur muehsam Abzug findet und
die Waende mit dickem Russ ueberzieht, lagern die halbnackten Insassen, zu
denen sich Ziegen, Schafe
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