, in den von steiler Felswand eine senkrechte Wassersaeule von 24
Fuss Hoehe herabfiel. Ringsum zeigen sich die entzueckendsten
Landschaftsbilder, welche jeden Maler begeistern koennen.
[Illustration: Wasserfall des Reb. Nach Lejean.]
Vier Monate spaeter gewahrte ich dann den Wasserfall wieder zur Zeit seines
hoechsten Glanzes, als die Fluten hoch geschwollen waren. Er uebertraf so
die herrlichsten Kaskaden der Schweiz bedeutend. Die _dreitausend oder
viertausend Wasserfaelle Abessiniens_ sind die schoensten, die man sich
denken kann, und ihnen fehlt weiter nichts als der Ruf, den andere
Kaskaden durch Kuenstler und Touristen sich erringen. Ich habe den zehnten
Theil davon, etwa 300 oder 400 selbst gesehen und etwa zwanzig
abgezeichnet - alle praechtige Naturerscheinungen, von denen eine einzige
hinreichte, eine Gegend in Europa beruehmt und zum Ziele der
Touristenschwaerme zu machen.
Ich riss mich von den Wundern dieser Fafatie los, um meinen Fuss in
oestlicher Richtung weiter zu setzen ueber eine Ebene, die ganz mit Mimosen
bestanden war. Diese an und fuer sich langweiligen Baeume erhielten durch
die reichlich von ihnen herabhaengenden Schlingpflanzen ein ungemein
malerisches Ansehen; namentlich zeichnete sich ein Loranthus mit schoenen
orangefarbenen und rothen Kelchblueten aus. Bald gelangte ich in das
malerische Thal des Makar, eines Nebenflusses des Reb, in dem ich bis zu
den _Atkanafelsen_ vordrang, deren trapezoidale Form man von allen
hochliegenden Punkten des Distrikts Debra Tabor aus zu uebersehen vermag.
Dieser Felsen ist eine wirkliche Amba, welche in Kriegszeiten oft genug
als Zufluchtsort gedient hat. Am Fusse derselben fand ich zum ersten Male
die Henset-Banane (vergl. S. 45) mit ihren kolossalen Blaettern und rothen
Rippen. Samen der nuetzlichen Pflanze habe ich der
Akklimatisations-Gesellschaft in Paris ueberbracht; die Schoesslinge, welche
ich gleichfalls eingepackt hatte, wurden mir jedoch in Massaua kurz vor
meiner Rueckkehr von den Huehnern vernichtet. Hinter dem Atkana traf ich in
wundervoller Gegend auf das _Kloster Guref_, das mir durch seine
romantische Lage deutlich sagte, wie die Moenche es in Abessinien gleichwie
in Europa verstanden, die schoensten Orte zur Anlage ihrer Kloester
auszuwaehlen. Nach der Regel des heiligen Tekla Haimanot leben in
praechtiger Einsamkeit diese Moenche inmitten eines schoenen Haines, den der
klare Waldbach durchfliesst. Freilich der Anblick einer europaeisc
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