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Kunstverstaendniss rings um einen Tisch gruppirt, der nach der feinsten
abessinischen Art gedeckt ist. Vor jeder Person liegen Tiefbrote, die
zugleich die Schuesseln vertreten, zur Seite derselben die Messer zum
Zerschneiden des Brundo (rohes Fleisch). Ein Major Domus, offenbar aus
guter Familie, bietet zu trinken an; ausserdem gehen Juenglinge mit
Honigweinkruegen umher. Ein Theil der Juenger wendet die Gesichter gegen
Christus, ein anderer gegen Maria. Die Zuege dieser Hauptpersonen aber sind
verfehlt; namentlich die der Maria. Abgesehen hiervon verdient das Bild
jedoch alles Lob.
Als Begleiter auf meinen Ausfluegen in die Umgebung Gafats diente mir ein
junger Priester, der einige Zeit in der Propaganda zu Rom gewesen, dort
aber nicht allzuviel gelernt hatte. Heimgekehrt, wollte er sich die Stelle
eines Aleka bei einer reichen Kirche unrechtmaessig anmassen; allein Koenig
Theodor nahm die Sache krumm und verurtheilte Michael, so hiess der
civilisirte Geistliche, zu drei Jahren Kettenstrafe. Mir gegenueber wollte
er sich nun als Glaubensmaertyrer darstellen, was mir ziemlich einerlei
war; dagegen war er mir unschaetzbar wegen seiner vortrefflichen
Landeskenntniss.
Als er jedoch einige Monate spaeter einen Salzdiebstahl beging, musste ich
ihn vor die Thuere setzen; anfaenglich ging es ihm nun schlecht - dann
begegnete er mir wohlgenaehrt und gut gekleidet wieder. Gott weiss, wie er
zu Gelde gekommen sein mag; indessen dieser Art von Leuten geht es in
Abessinien wie in Europa: sie fallen wie die Katzen stets wieder auf die
Fuesse.
Eine meiner Exkursionen fuehrte mich zur Fafatie oder dem _Wasserfall des
Rebflusses_, der seine Quelle am Abhange des hohen Gunagebirges hat. Ich
bestieg mein Maulthier, wandte mich nach Suedosten und liess zur Linken die
grosse und fruchtbare Ebene von Gafat mit ihrem ausgetrockneten Strome
liegen. Mit einiger Schwierigkeit wand ich mich durch das bewaldete Thal
des Davezout und kam dann, einem schattigen Fusssteige folgend, zum Reb,
der leise ueber ein mit dunkelblauen Steinen besaeetes Bett dahinfloss. Der
Wasserfall war nur fuenf Schritt von mir entfernt: ich sah ihn nicht, aber
ein schauderhafter Schlund und ein betaeubendes Bruellen zeigten mir seine
Gegenwart zur Genuege an. Um ihn von vorne zu erblicken, musste ich auf
einem Zickzackstege den Felsen hinabsteigen, der mit Buschwerk ueberzogen
und von Affen belebt war. Unten angelangt, stand ich vor einem huebschen
gruenen See
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