hen Abtei
und derjenigen des abessinischen Klosters sind grundverschieden. Man
stelle sich einen weiten Raum, von einer lebendigen Hecke umschlossen,
vor, der wiederum durch Hecken in 12-15 kleinere Abtheilungen geschieden
ist, deren jede eine Moenchshuette enthaelt und die durch ein Labyrinth von
Strassen verbunden sind, welche schliesslich im Mittelpunkte nach der
spitzdachigen runden Kirche fuehren - und das abessinische Kloster ist
fertig. Dazwischen liegen gruene freundliche Gaertchen, ringsum ein
lachender Hain. Ich fand sogleich den Abt - wenn ich so sagen darf -,
einen ernsten, mageren Mann von 45 Jahren, der die weisse Tunica und
darueber eine Art von gelbem Pallium, das Zeichen seiner Wuerde, trug.
Gastfreundschaft wurde mir im vollsten Masse zu Theil, allein mein
Maulthier musste ich ausserhalb des Klosters lassen - _weil es eine Stute
war_, wobei ich mich der laecherlichen Sitte erinnerte, dass auch in die
griechischen Kloester auf dem Berge Athos kein weibliches Thier hinein
darf. Ich wohnte dann bei den guten Moenchen und ass mit ihnen die einfache,
aus Huelsenfruechten bestehende Mahlzeit. In der Nacht erweckte mich
Psalmengesang, jene Melodie, welche der alte Portugiese Alvarez "eine
erbaermliche Harmonie" nennt; indessen muss ich gestehen, dass dieser
abessinische Gesang mindestens so gut klang, wie das Singen in unseren
Landkirchen. Im Gedem oder geheiligten Asyle stand ausserhalb des Klosters
die Gemeindekirche, welche fuer beide Geschlechter zugaenglich war; ihr
Gruender war Ras Ali, der sie jedoch nicht vollenden konnte, da er von
Theodor II. gestuerzt wurde. Dieser that nichts weniger als Kirchen bauen;
im Gegentheil er zerstoerte und beraubte noch ein- oder zweihundert und
zeigte sich als der echte abessinische "Pfaffenfeind". Nach dem Besuche
dieser Kirche kehrte ich nach Gafat zurueck.
Um gute Samen der Henset-Banane zu erhalten, wollte ich einen Ausflug nach
der Stadt _Korata_ machen, welche Rueppell faelschlich Kiratza nennt. Es ist
eine kleine Stadt am suedoestlichen Ufer des Tanasees, die wegen ihres
starken Handels und der zahlreichen Geistlichkeit beruehmt geworden ist. Da
die Regen erst im Beginnen waren, so konnte ich darauf rechnen, dass der
Fluss Gomara noch durch irgendeine Furt zu passiren sei, und ich beschloss
deshalb in gerader Linie, an den heissen Quellen von Wanzagie vorbei, nach
Korata vorzudringen. Debra Tabor blieb zur Linken liegen. Das niedrige
Huegelland, durch das mein W
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