Kraut behufs der Bestellung der
Felder abbrannte. Hier wurde das Nachtlager aufgeschlagen, das Gepaeck
abgeladen, schnell zu Abend gegessen und der muede Koerper auf dem Boden zum
Schlafe ausgestreckt. Wir hatten nur kurze Zeit geruht, als sich ein
wuester Laerm erhob; die Maulthiere begannen auszuschlagen und eins
derselben riss sich los. Unser Diener schoss aufs Gerathewohl in die
Finsterniss hinein. Wahrscheinlich hatte eine freche Hyaene einen Ueberfall
versucht, war dabei aber gestoert worden. Das freigewordene Maulthier lief
nach Metemme zurueck, wo es mit einem tiefen Biss in der Weiche bei Eperlein
ankam.
Schnell erhoben wir uns beim Morgengrauen von diesem unangenehmen Orte und
gelangten nach vierstuendigem Marsche in _Wochni_, dem ersten abessinischen
Orte an, der wegen seines Wochenmarktes, wo die Baumwolle von Gallabat und
Sennar verkauft wird, beruehmt ist. (Abbildung siehe S. 85.) Ein fuer
allemal muss ich hier bemerken, dass wir wegen unserer europaeischen Kleidung
oder wegen unseres fremdartigen Aussehens von den Eingeborenen keineswegs
belaestigt wurden.
Wochni liegt tief in einem dunklen feuchten Walde. Hierher kommen die
suedlichen Gallastaemme und Leute aus Tigrie, um Goldstaub und Elfenbein
gegen Pulver, Tuch und Leinen einzutauschen; die Beduinen aus Ostsudan
bringen ihre Pferde und aus Chartum langt Salz an, das in dem Reiche des
Negus als Geld unentbehrlich ist. Die Wohnungen bestehen aus runden Huetten
mit kegelfoermigem Dache; ausser Teppichen und Decken, welche als Divan
dienen, sind darin keine Moebeln vorhanden.
Wir lagerten uns unter einem Baum, und unser Fuehrer ging, um den
_Nagadras_ oder Zollwaechter aufzusuchen. Unterdessen blaetterte ich in
einem illustrirten Buche, waehrend Dufton die hohe steile Basaltterrasse
des Maschelagebirges zeichnete, die sich noerdlich von Wochni mit
senkrechten Raendern 1800 Fuss hoch erhebt. Neugierig, doch ohne uns gerade
zu belaestigen, kamen die Leute des Ortes heran. Ein junges Maedchen fragte
mich, ob ich ein Christ sei, und als ich ihre Frage bejahte, zeigte sie
mir ihre blaue seidene Halsschnur und forschte dann weiter, ob ich auch
die Denghel Mariam verehre? "Ja wohl, die _Jungfrau Maria_, die Mutter
Christi!" lautete meine Antwort. Nichts kommt der Verehrung gleich, mit
welcher die Abessinier der Mutter Maria ergeben sind; hierin liegt einer
der zahlreichen Punkte, in welchen die Religion der Abessinier mit jener
der romanischen Voelker ueber
|