ungluecklich zu befinden, und
verlangte schon mehrere Male in seine Heimat zurueckkehren zu duerfen, aber
Theodor antwortete ihm auf sein Gesuch: "Mein Sohn Bourgaud, deine Kinder
sind noch zu jung, um die weite Reise ueberstehen zu koennen; bleib noch ein
paar Jahre hier." Und Bourgaud blieb. Seine Kinder sprechen vorzueglich die
Amharasprache, er selbst und seine Frau haben sich ein Mischmasch aus
dieser und der franzoesischen zurecht gemacht, das nur ihnen verstaendlich
ist. Eigenthuemer Gafats ist ein alter General ausser Dienst von noblem
Aussehen. Um sein Haus herum haben sich die Deutschen Waldmeier, Kinzle,
Bender, Mayer, Salmueller und Hall angesiedelt. Alle haben Abessinierinnen
heirathen muessen; Bender eine Tochter Schimper's. Am zurueckhaltendsten war
der junge, huebsche Salmueller, welcher schliesslich eine Tochter des
Irlaenders Bell nahm. (Von letzterem wird weiter unten ausfuehrlich die Rede
sein).
Noch hatte ich den Negus nicht gesehen, als am 25. Januar ploetzlich
Waldmeier auf mich zukam und ausrief: "Dort kommt Se. Majestaet!" Ich ging
mit ihm vorwaerts und traf bald auf ein grosses Gefolge hoher Offiziere,
welche alle den Margef, die bordirte weisse Tunica, trugen. Mitten unter
ihnen stand ein Mann, barhaupt und barfuss, in eine gemeine Soldatenschama
gekleidet, welche keineswegs noch ganz weiss war; in der Hand hielt er eine
Lanze, an der Seite hatte er einen gekruemmten Saebel. Wer mit den
abessinischen Gebraeuchen vertraut war, musste sofort den Rang dieser
Persoenlichkeit erkennen; es war der einzige, welcher beide Schultern
bedeckt hatte, und Niemand anders als _Koenig Theodor II._
Gut gelaunt redete er mich mit "Na deratscho (Wie geht es dir?)" an. Die
Etikette erfordert, dass man hierauf nicht antwortet und sich nur tief
verneigt. So that auch ich. Theodor zog sich darauf zurueck, setzte sich
auf einen Teppich und fing an, mit dem kleinen Bourgaud zu spielen. Dieser
sonderbare Mensch, dessen Leben so blutig verlief, beschaeftigte sich gern
mit Kindern, fuer die er eine grosse Zuneigung besass. Nachdem er dann einige
Hoeflichkeitsworte gewechselt, fragte er mich sehr verbindlich, wann ich
offiziell empfangen sein wollte? Ich erwiederte, dass ich ganz zu seinen
Befehlen stehe, worauf er den naechsten Tag zur Audienz in Debra Tabor
bestimmte. Ich ward abermals gut von ihm aufgenommen, machte den ganzen
Feldzug in Godscham mit, der nicht besonders gluecklich ausfiel, und kehrte
dann mit ihm i
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