d Fasilides, von der ich mir eine durchaus andere Vorstellung
gemacht hatte. Von welcher Seite aus man sich auch der Stadt naehert,
fallen die vielen hohen Warten und Thuerme, Zinnen und Mauern des in
mittelalterlich-portugiesischem Styl erbauten Koenigspalastes und einzelne
Kirchen mit grossen kegelfoermigen Daechern unter malerischen Baumgruppen
zuerst in die Augen: ein heimisches Bild fuer den Wanderer, der sich
ploetzlich dem Innern des tropischen Afrika entrueckt und in eine
mitteleuropaeische Landschaft versetzt glaubt. Ueber ueppigen Wiesengrund an
schmalblaetterigen Weidenbaeumen mit ueberhaengender Krone hin rauschen klare
Gebirgsbaeche zu Thal und schlaengeln sich, Silberfaden gleich, in der Ferne
durch das gruene, flache Dembra, dem Tanasee zu. Das noerdlichste Quartier
der Stadt ist das Abun-Bed mit der Wohnung des Bischofs. Ein nach Westen
fliessendes Baechlein, kahle Flaechen und Ruinenfelder trennen es von der
politischen Freistelle, dem Etschege-Bed, mit dem Sitze des Vorstandes der
Moenche, Etschege genannt. Auf einem freien, erhabenen Punkt, oestlich von
beiden, steht von einer runden Mauer umgeben, unter herrlichen Baumgruppen
eine Kirche mit zwei von den Hollaendern dem Kaiser Jasu geschenkten
Glocken. Suedlich und oestlich davon ist der Stadtbezirk Debra Berhan,
Kirche des Lichts, mit gleichnamiger Kirche; westlich daran schliesst sich
der Gempscha-Bed oder Schlossbezirk. Von einer weitlaeufigen, unregelmaessigen
Mauer, mit Zinnen und Wartthuermen und mit verwilderten Gaerten und Kiosken
umgeben, erhebt sich der grosse, leider mehr und mehr zerfallende _Gemp_
oder das Schloss selbst, das neben den armseligen, mit Stroh gedeckten
Haeusern einen wahrhaft grossartigen Eindruck macht durch seine massive
Bauart, seine vielen Thuerme, hohen Bogenfenster und weiten Hoefe. Die
Facade des Hauptgebaeudes ist gegen Westen gekehrt und drei Thuerme mit
grossen Thorbogen bilden die Eingaenge zu dem einst gepflasterten, jetzt
halb in Schutt und Gestruepp begrabenen Vorhof. Der Hauptbau ist viereckig,
zweistockig, mit flachem Dach und steinerner Brustwehr; auf jeder Ecke
erhebt sich ein Thurm mit Cement-Kuppel, ein hoeherer viereckiger steht in
der Mitte. Das Material ist ziemlich roher Basalt, die Einfassungen der
Thore und Fenster bestehen aus rothem Sandstein. An das Hauptgebaeude
lehnen sich noch verschiedene Hallen, Galerien, Saele, Kapellen, Bruecken
und Thorwege an, Alles jetzt mehr oder weniger zerfallen und mi
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