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Schlingpflanzen ueberwuchert.
[Illustration: Nordfront des Gemp in Gondar. Originalzeichnung von
Eduard Zander.]
Suedwestlich vom Gempscha-Bed breitet sich, von verschiedenen Quartieren
umgeben, der grosse Marktplatz aus. Am Abhange und Fusse des Huegels liegt
das Quartier der Muhamedaner, Islam-Bed, und suedwestlich, jenseit des
Kacha-Flusses, die Judenvorstadt, Falascha-Bed. Die Strassen Gondars sind
eng und krumm, theils mit natuerlichen Basaltplatten gedeckt, theils durch
Schmuz und Schutt unwegsam gemacht. Die Einwohnerzahl duerfte 6000-7000
nicht uebersteigen; doch war die Stadt einst volkreicher. Koenig Theodor
vernachlaessigt sie "als Pfaffenstadt" gaenzlich, ja er hat einmal zur
Strafe sein Heer gegen sie losgelassen, ihr enorme Geldbussen auferlegt und
das Quartier der Muhamedaner zerstoeren lassen. Nicht weniger als 44
Kirchen, darunter sehr praechtige, bestehen in Gondar, und die Zahl der
darin angestellten Geistlichen betraegt 1200, mithin ist jeder sechste
Mensch ein Priester.
Nach aussen hin ist Gondar offen, nur die Freistaette und verschiedene
Kirchen sind mit groesseren, halb verfallenen Mauern umgeben. An Trinkwasser
ist grosser Mangel, sodass man in der trockenen Jahreszeit sich oft
genoethigt sieht, aus dem Angrab- oder _Kachaflusse_ das noethige Wasser zu
holen und das Vieh zur Traenke dahin zu fuehren. Ueber den letzteren Fluss
fuehrt nicht weit vor der Stadt eine alte, sehr malerische Bruecke, die noch
aus der Zeit der Portugiesen stammt, jetzt aber sehr im Verfalle begriffen
ist. Am oestlichen Ufer des genannten Flusses liegt nordwestlich von der
Stadt auf einer gruenen Wiesenflaeche die _Kirche Fasilides_ inmitten eines
herrlichen Juniperuswaldes und umgeben von niedrigen Mauern mit runden
Wartthuermen und Zinnen. Die viereckige steinerne Kirche ruht auf
Schwebebogen in einem tiefen Bassin, ueber welches eine mit Eckthuermen
befestigte Bruecke fuehrt. Eine grossartige steinerne Wasserleitung auf
hochgesprengten Rundbogen an der Westseite des Haines versorgte den Platz
mit Wasser, das wahrscheinlich in ein Reservoir im suedwestlichen Eckthurme
geleitet wurde und dort Wasserwerke speisen musste. Seines Zweckes wegen
ist ein dicht bei dieser Kirche gelegener Tempel mit runder Kuppel
merkwuerdig. Es ist das Grabmal eines koeniglichen Streitrosses, man sagt
von Negus Kaleb. Auch an Baedern mit Wasserleitungen und Nischen, sowie an
anderen Zeugen einer ehemals regeren Baukunst und Baulust
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