Stuecken
sich hierher begeben hatte, um ein Noviziat durchzumachen und dann als
Glaubensbote weiter zu ziehen. Er war ein gutes Exemplar jenes frostigen
Enthusiasmus, welcher seine Landsleute in religioesen Dingen auszeichnet
und zu so originellen Thaten treibt. Obgleich er als der Sohn eines
reichen Fabrikanten in Leeds gemuethlich zu Hause haette leben koennen,
beschloss er dennoch, gleich Krapf oder Livingstone Missionsreisen
anzutreten. Nur mit acht Guineen in der Tasche wanderte er nach Schwaben,
wo ihm Krapf anrieth, die Galla zum Christenthum zu bekehren. Er ging dann
nach Aegypten, den Nil aufwaerts nach Chartum, lud dort sein winziges
Gepaeck auf einen Esel, den er vor sich hertrieb, erlitt in Gedaref einen
heftigen Fieberanfall und langte mit drei Thalern in der Tasche in Metemme
an. Ich schlug ihm vor, sich meiner kleinen Karawane anzuschliessen; er
wuerde so als mein Sekretaer angesehen werden und ohne Schwierigkeit die
abessinische Grenze passiren koennen. Gern ging er auf meinen Vorschlag
ein, und ich gewann einen tuechtigen, sehr gebildeten Reisegefaehrten,
welcher sich in schwierigen Lagen voller Muthes erzeigte.
Auf dem wohlversorgten Markte von Metemme kaufte ich zwei abessinische
Maulesel, zu 9 Thaler das Stueck, und miethete ausserdem ein Kameel, welches
mein Gepaeck bis Wochni bringen sollte, wo die steilen Bergabfaelle beginnen
und Lastesel an die Stelle des Schiffs der Wueste treten. Nach viertaegigem
Aufenthalt in Metemme sagten wir endlich dem braven Eperlein Lebewohl,
traten die Reise nach Abessinien an und gelangten zunaechst in einen
dichten Wald, der sich drei Tagereisen weit bis an den Fluss _Gandova_
(Nebenfluss des Atbara) hin erstreckt. Dies ist der Grenzstreifen oder
Border, wie man in Schottland sagen wuerde, der von den Aegyptern und
Abessiniern als neutrales Land betrachtet wird, den aber beide Theile
schon haeufig mit ihrem Blute getraenkt haben. Am dritten Tage passirte ich
die noch stark angeschwollene Gandova, an der Stelle, wo die kleine Insel
_Kaokib_ den Karawanen den Durchgang erleichtert; mitten auf derselben
erhebt sich ein prachtvoller Tamarindenbaum, welcher die Reisenden zur
Rast in seinem kuehlen Schatten auffordert.
Gegen Abend gelangten wir an die erste jener stufenfoermigen Terrassen,
welche ringsum fast ganz Abessinien begrenzen. Wir erklommen sie mit
einiger Schwierigkeit und fanden auf dem Gipfel ein schoenes Plateau, auf
welchem man gerade das duerre Gras und
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