einstimmt. Die deutschen und englischen
Missionaere mit ihrer kalten und schwerfaelligen Logik haben
ungeschickterweise gegen dieses Nationalgefuehl, eine der schoensten Formen
des Frauenkultus, geeifert und aus diesem Grunde, glaube ich, sind auch
alle ihre Missionsbestrebungen erfolglos geblieben.
Der Nagadras kam an. Nach einigem Wortwechsel bedeutete er uns, dass er
ueber unsere Zulassung in das Reich erst mit dem _Bel-Amba-Ras Gilmo_, dem
Markgrafen oder Grenzwaechter der vier Grenzprovinzen Tschelga, Sarago,
Dagossa und Ermetschoho unterhandeln muesse. Bel-Amba-Ras Gilmo bestellte
uns nach seinem Aufenthaltsort, dem Dorfe Kamauchela, welches auf dem
Gipfel eines steilen, fast unzugaenglichen Berges liegt, einer Amba, wie
derselbe in Abessinien genannt wird. Vier Tage brachten wir noch in Wochni
zu, worauf wir dann auf Gilmo's Befehl, gefuehrt von einem Diener des
Zollwaechters, nach Tschelga aufbrachen.
[Illustration: _Oenanthus multiflorus_. Nach Lejean.]
Der Weg fuehrt durch das Bel-Wocha-Thal, das der Kolla Abessiniens
angehoert. An einzelnen Stellen zeigt dasselbe einen breiten Bambusguertel,
der ueber die Huegel sich hinzieht und fast alle uebrige Baum- und
Strauchvegetation erdrueckt hat. Andere Stellen zeigen praechtigen
Blumenflor. Weisse Schwertwurz (_Gladiolus_) und Asphodelusarten, Muscari,
Arum und duester erscheinende Takka; im Grase steht haeufig die Kaempferia,
deren breite gelbe Bluete sich mitten zwischen vier grossen, platt auf der
Erde liegenden, hellgruenen, rothgesaeumten Blaettern, die in einigen
Gegenden als Salat genossen werden, erhebt. Dazu gesellen sich Orchideen,
grossbluetige Amaryllis und Haemanthus mit scharlachrothen Bluetenknoepfen.
Praechtig leuchtet vor allen andern Pflanzen der _Oenanthus multiflorus_
uns entgegen. Ueber Gestruepp und Gestein fuehrt in Zickzacklinien an
steilem Gehaenge fort durch enge Tiefthaeler der Weg aufwaerts; dann folgt
eine Ebene, von der man zum ersten Male einen weiten Blick in das
gesegnete Land Abessinien hat. Von hier aus geniesst man eine herrliche
Aussicht auf die Ebene von Tschelga und Dembea, auf den weiten Spiegel des
Tanasees mit seinen Inseln und die hohen Berge jenseit desselben, die Guna
und suedoestlich auf die Alpen Godschams.
Unter stroemendem Regen langten wir in _Tschelga_ an, und dort wollten die
ungastlichen Eingeborenen, da wir keinen _Mursal_ oder Pass besassen, uns
zwingen, unter einem Baume zu kampiren, bis unsere Angeleg
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