r jenen Christen
die _Vielweiberei_ geduldet ist; aber nur die Reichen pflegen an dem
naemlichen Orte mehrere Frauen zu haben, von denen jede einzelne in einem
besonderen Hause wohnt. Diejenigen Abessinier, welche sich ihrer Geschaefte
halber an verschiedenen Orten aufhalten, haben gewoehnlich an jedem
derselben eine Frau. Im Allgemeinen benimmt sich die Frau sehr aufmerksam,
dienstwillig und selbst demuethig unterwuerfig gegen ihren Mann. Sie darf
ihn nur als ihren Herrn und im Plural anreden, waehrend der Gatte gegen sie
das "Du" gebraucht; sie muss ihm, wenn er es verlangt, die Fuesse waschen und
ihm bei Tische haeufig die Speisen in den Mund stopfen! Jenes Betragen der
abessinischen Frauen geht jedoch nicht aus Liebe hervor, sondern ist
berechnete Schmeichelei. Liebe in reinerem Sinne kennt man in jenem durch
die groesste Sittenverderbniss ausgezeichneten Lande gar nicht. Zum Heirathen
genuegt schon ein Vermoegen von wenigen Thalern, ein baumwollenes Hemd fuer
die Braut, etwas Geld fuer die Eltern sind die Geschenke bei Armen. Bei
reichen Leuten werden grosse Gelage gehalten, welche mehrere Tage dauern.
Gegen Ende derselben fuehrt der Braeutigam, auf einem Maulthier reitend, die
Braut scheinbar aus dem aelterlichen Hause in das seinige. Die Maedchen
werden in der Regel noch ungemein jung, zuweilen schon in ihrem neunten
Jahre verheirathet; so erzaehlt Pearce, dass ein mehr als siebenzigjaehriger
Landesfuerst die noch nicht zehnjaehrige Tochter des Kaisers heirathete!
Sieht ein Abessinier seine Todesstunde herannahen, so laesst er den
Geistlichen rufen, dem er eine Beichte ablegt, um die Absolution zu
empfangen. Der wuerdige Priester benutzt dann gewoehnlich diese Gelegenheit,
um moeglichst viel von dem weltlichen Gute des Sterbenden fuer sich und die
Kirche zu erlangen, waehrend er fuer das _Begraebniss_ selbst keinen Heller
nimmt. Dieses findet meistens noch am Todestage statt. Der Koerper wird mit
gekreuzten Armen in ein baumwollenes Tuch geschlagen, dann mit einer
Lederhaut umwickelt, in der Kirche eingesegnet und in einer kleinen Grube
bestattet. Nach der Beerdigung versammeln sich Freunde und Verwandte im
Sterbehause, wo das Klagegeheul angestimmt und dann ein grosses Mahl
gehalten wird. Um tiefe Trauer wegen des Todes eines Verwandten
auszudruecken, pflegt man sich das Haupthaar abzuscheren, den Kopf mit
Asche zu bestreuen und die Schlaefen zu zerkratzen, bis Blut fliesst. Alles
dieses ist jedoch blos aeusserli
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