Geschoepfes ist ein recht
beklagenswerthes, namentlich jenes der Kaufmanns-Esel, die oft 20
Tagereisen weit ohne Unterbrechung von frueh bis Abends schwere Lasten
schleppen muessen. Abends hat das Thier dann noch selbst fuer seine Nahrung
zu sorgen. Der Preis ist gering, naemlich nur 2-3 Thaler.
_Rindvieh_ kommt in grosser Menge vor. Die Ochsen werden im gemeinsamen
Joche vor dem Pfluge in den steinigen Feldern abgequaelt und erhalten fuer
die muehsame Arbeit keinerlei Dank. Futterkraeuter baut der Abessinier
nicht, die Thiere sind gleich dem Esel gezwungen, selbst ihre Nahrung zu
suchen, oder in der langen, trockenen Jahreszeit allein auf Stroh
angewiesen. Im Allgemeinen geben die Kuehe durch ihre Milch wenig Nutzen.
Nur waehrend der Regenzeit, wo Nahrung in Huelle und Fuelle emporkeimt,
fliesst diese Quelle reichlicher; aber vom Maerz bis oft in den Juni ist der
Milchertrag aeusserst gering, zumal die abessinische Kuh ueberhaupt keine
gute Milchkuh ist. Und doch eignet sich das Land ganz vortrefflich zum
Anbau der Futterkraeuter, die dort nicht den schaedlichen
Witterungseinfluessen ausgesetzt sind wie in meinem Vaterlande. Der
Abessinier besitzt weder die noethigen Kenntnisse noch die noethigen Gefaesse,
um sein unvollkommenes _Molkenwesen_ verbessern zu koennen; die
Kaesebereitung ist ihm ganz fremd. Indem man die Kaelber ein ganzes Jahr und
darueber saeugen laesst, wird auch viele Milch nutzlos vergeudet; um aber das
Kalb nach vier- oder sechswoechentlichem Saeugen absetzen zu koennen, fehlt
es wieder an Nahrung fuer dasselbe. Zur Sonnenzeit, in den Monaten November
bis Juni, ist das Vieh von frueh bis Abend den gluehenden Strahlen
ausgesetzt und leidet darunter sehr; auch das traegt dazu bei, die
Rindviehzucht auf einer niedrigen Stufe zu erhalten. Trotzdem sind die
Preise der Thiere nach unseren Begriffen niedrig. Ein guter Zugochse gilt
3 Maria-Theresia-Thaler; eine neumilchende Kuh nebst Kalb 3-4
Maria-Theresia-Thaler; eine Kuh zum Schlachten, je nachdem sie fett oder
mager, 2-3 Maria-Theresia-Thaler. Das Rindvieh wird jeden Tag von frueh bis
Abend auf die Weide getrieben und dort meist von kleinen Knaben gehuetet,
die durchaus nicht darauf Acht geben, ob eine Kuh besprungen wird; so
ereignet es sich haeufig, dass traechtige Kuehe geschlachtet werden; ja, ich
habe gesehen, dass man Kuehe geschlachtet hat, die nach zwei oder drei Tagen
geworfen haben wuerden.
Von _Ziegen_ und _Schafen_ haben die Abessinier nu
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