dor ueber seinen Gegner Ubie siegte, wurden sie von ersterem,
dem es an der Einheit der Staatskirche lag, verjagt. Justin de Jacobis
sollte Anfangs getoedtet werden, allein Theodoros liess sich durch den Abuna
bestimmen, ihn einfach ueber die Grenze zu weisen und mit 100
Stockstreichen zu bedrohen, wenn er wieder nach Habesch kommen sollte.
Theodoros hielt sich zu diesem Schritte berechtigt, so lange der Papst in
Rom anders lehrende Priester in seinem Gebiete und seiner Kirche nicht
dulde und weil er neben seinem eigenen Papste (dem Abuna) einen fremden
nicht zulassen koenne. Die Anhaenger der roemisch-katholischen Kirche mussten
zum abessinischen Glauben zurueckkehren, und so war die siebzehnjaehrige
Thaetigkeit derselben mit einem Schlage vernichtet. Jacobis zog sich nach
dem Grenzorte Halai zurueck, wo er am 31. Juli 1860 starb. Indessen sollen
noch mehrere Gemeinden in Okulekusai und das Hirtenvolk der Irop zu den
eifrigen Anhaengern der katholischen Mission zaehlen. Auch in der Provinz
Agamie und Bogos (zu Keren) waren Jesuiten angesessen, und mehr als 30
eingeborene Priester, die fuer das Land sehr gebildet sind, breiteten den
Glauben um so eifriger aus, da sie als Landeskinder nicht das Misstrauen,
das jeden Fremden empfaengt, zu bekaempfen hatten. Die Kirchen wurden
fleissiger besucht, die Ehen regelmaessiger geschlossen und das Volk darum
schon eher fuer den Katholizismus gewonnen, weil die Jesuiten namentlich
den Mariendienst stark kultivirten, der den Abessiniern zusagt. Allein
gegen die Feindschaft Theodor's und des Abuna konnten auch die Katholiken
nicht aufkommen, und ihre Mission hatte ein Ende. _Der sechste misslungene
Versuch._
Zu derselben Zeit nun, als die Katholiken aus Abessinien vertrieben wurden
und dort die grossen politischen Umwaelzungen stattfanden, welche Theodor
ans Ruder brachten, beschloss Bischof Gobat die protestantische Mission,
die in Tigrie seit 1838 unterbrochen war, abermals zu erneuern und sandte
zu diesem Zwecke Ludwig Krapf, den unermuedlichen Kaempfer, und _Martin
Flad_, gleich jenem ein Wuerttemberger, im Dezember 1854 nach Abessinien.
Die Sendboten landeten am 20. Februar 1855 zu Massaua. Hier traf nun bald
der fluechtige de Jacobis ein, dessen Stelle zu besetzen die
protestantischen Missionaere sich schleunig anschickten. Alles stand fuer
sie guenstig; sie brachen ins Innere auf und fanden den Koenig im Lager in
der Naehe von Debra Tabor, der sich ungemein freundlich gegen die
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