geschlossene Raum
wird oder wurde als ein heiliger Ort betrachtet, der gegen Pluenderungen
gesichert ist.
[Illustration: Abessinischer Klostergeistlicher und Student der
Theologie aus Schoa.
Originalzeichnung von Eduard Zander.]
Auch den _Bannfluch_ kennt die abessinische Kirche. Als Isenberg mit
seinem Mitarbeiter 1843 nach Adoa kam, musste er vor der versammelten
Geistlichkeit der Stadt ein foermliches Examen ueber seinen Glauben ablegen.
Man fragte ihn: ob er das Kreuz und die Kirche kuesse? ob er an eine
Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi beim
Abendmahl glaube? und ob er glaube, dass die Jungfrau Maria und die
Heiligen uns mit ihrer Fuerbitte bei Christo vertreten? Vom
protestantischen Standpunkt setzte er nun seine Ansichten lang und
weitlaeufig auseinander, allein dieses genuegte, um ihn als Ketzer
erscheinen zu lassen. Kaum hatte er daher mit seinem Genossen der
Versammlung den Ruecken gewandt, als ein Priester feierlich ueber beide den
Bannfluch aussprach, indem er ihre Seelen dem Satan, ihre Leiber den
Hyaenen, ihr Eigenthum den Dieben uebergab und jeden, der ihnen nahe kommen
oder sie bedienen wuerde, gleichfalls exkommunizirte.
Eine besondere Stellung in der abessinischen Kirche nehmen noch die
_Debteras_ ein. Debtera ist allgemeiner Gelehrtentitel, den Alle erhalten,
die sich hauptsaechlich mit Buechern beschaeftigen, sobald sie eine gewisse
Bekanntschaft mit denselben erhalten haben. Die eigentliche Bedeutung des
Wortes ist nach Isenberg Zelt; es wird gebraucht von der Stiftshuette, und
der zu Grunde liegende Gedanke dieses Titels ist wahrscheinlich der, dass
die Gelehrten ebenso das Heilige in ihrem Lande einschliessen sollen, wie
es die Stiftshuette that. Ein Debtera wird nicht ordinirt; seine
Beschaeftigung besteht im Unterrichtertheilen, im Kopiren der heiligen
Buecher auf Pergament und - wenn es nothwendig ist - im Assistiren in der
Kirche. Unordinirt sind auch die _Alekas_, die Kirchensuperintendenten,
die das Eigenthum der Kirche verwalten und die Vermittelung zwischen
Geistlichkeit und Staat herstellen. Schon sehr fruehzeitig widmen sich die
Abessinier dem geistlichen Stande; die Kenntnisse, welche diese Studenten
der Theologie zu erlangen haben, sind gering. Sie lernen die
Kirchensprache, einige Geez-Woerter, die Geheimnisse des abessinischen
Gesanges und Tanzes. Das Anhauchen des Abuna und die Zahlung von zwei
Salzstuecken an denselben macht sie dann zu fert
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