ch zusammengemischt, etwas Wasser zugegossen, das Ganze
geweiht und mit einem Loeffel den Abendmahlsgenossen gegeben. Ihre Beichte
uebertrifft alles, was in dieser Art anderweitig noch vorkommt. Nach einem
vorgeschriebenen Formulare (Nusasie) fragt der Priester den Beichtenden,
ob er gewisse Suenden, die in einer ungeheuren Schandliste alle
auseinandergesetzt sind, nicht begangen habe. Auf jeder Suende steht nun
eine vorgeschriebene kirchliche Strafe, die durch Fasten oder Bezahlung
abgebuesst wird.
Diese Bezahlungen und andere zusammengebettelte Summen dienen dem Priester
dazu, ueber Massaua und Kairo eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen, die
ueberhaupt das hoechste Ziel der Wuensche eines Abessiniers zu sein scheint,
weil er dadurch nach seiner Rueckkehr gleichsam das Recht erhaelt, seine
wohlhabenderen Landsleute auf die unverschaemteste Art um Geschenke zu
bestuermen. Der Einfluss, welchen sich die Priester auf die Bevoelkerung zu
verschaffen wissen, ist trotz ihres offenbaren unsittlichen Lebenswandels
ein ausserordentlich grosser. Wenn in der Hauptstadt Gondar eine Frau einem
Priester ihrer Bekanntschaft auf der Strasse begegnet, so kuesst sie
demselben ehrfurchtsvoll die innere Seite der Hand; Maenner thun dies wohl
auch, aber doch nicht in der Regel. Zwei sich begegnende Priester kuessen
zur Begruessung einander gegenseitig die rechte Schulter. Schon durch die
_Tracht_ unterscheidet sich der Priester vor seinen Mitmenschen. Sie,
sowie diejenigen, welche sich zur gebildeten Klasse zaehlen, tragen am Kinn
einen kurzen Bart, rasiren sich das Haupt und umwinden es turbanartig mit
einem weissen Tuche. Den Oberkoerper deckt eine weisse Weste mit weiten
Aermeln; ausserdem haben sie weisse, weite Beinkleider, eine schmale
Leibbinde und ein grosses weisses Umschlagetuch mit farbigem Randstreifen.
Grosse Schnabelschuhe vollenden den Anzug. Selten fehlt dem Priester ein
Kruzifix, das die ihm begegnenden frommen Personen kuessen, und ein bunter,
aus Haaren verfertigter Fliegenwedel. Um den Hals tragen sie ausser einer
blauen Seidenschnur, ohne welche man nie einen abessinischen Christen
sieht, meistens einen Rosenkranz, der aus Jerusalem stammt. Die Priester
jeder Kirche (die normale Zahl derselben an einer Hauptkirche betraegt
nicht weniger als _einundzwanzig_!) wohnen immer in kleinen Haeusern, die
sich innerhalb der Mauer befinden, welche die Kirche sammt den sie
umschattenden Baumgruppen gewoehnlich umfasst. Dieser ab
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