igen Priestern. Unsre
Abbildung (S. 119) zeigt einen Studenten der Theologie aus Schoa, der in
Schafpelz gekleidet ist und den Bettelstab und Bettelkorb - seine einzigen
Lebensstuetzen - bei sich fuehrt. Neben ihm sitzt ein Bursche aus Gondar mit
einem Sonnenschirm aus Grasgeflecht (Eipras).
Die Art und Weise, wie der Gottesdienst, zumal bei grossen Festen,
abgehalten wird, erinnert in vieler Beziehung mehr an das heidnische
Schamanenthum, als an christliche Ceremonien. Als Rueppell die Kirche von
_Koskam_, etwa anderthalb Stunden nordwestlich von der Hauptstadt Gondar,
besuchte, um dort dem Feste zum Andenken der Rueckkehr Christi aus Aegypten
beizuwohnen, fand er dieselbe ausserordentlich mit Menschen angefuellt,
sodass er nur sehr schwierig einen Platz in derselben erhalten konnte. Vor
dem Gebaeude hatte man grosse Tuecher von fussbreiten blauen, weissen und
rothen Streifen aufgespannt, um der Menschenmenge Schutz gegen die Sonne
zu gewaehren. Die Aufmerksamkeit der Anwesenden war auf eine im
Vordergrunde befindliche Gruppe von Priestern gerichtet, welche unter
schrecklichem Geheul konvulsivische Bewegungen mit dem ganzen Koerper
machten und mitunter auch abwechselnd wild in die Hoehe sprangen. Jeder
Priester hatte in der einen Hand eine Rassel (Sanasel), in der andern
einen langen krueckenartigen Stab. Die Rassel hat die Form einer
zweizinkigen Gabel, welche durch Querstaebchen oben geschlossen ist, und in
ihr befinden sich mehrere Metallringe, welche hin und her bewegt durch
ihren rasselnden Ton den singenden und tanzenden Priestern zum
Taktschlagen dienen. Dieser Gebrauch muss ein sehr alter sein, denn schon
unser Landsmann Christoph Fuhrer berichtet in seiner 1646 zu Nuernberg
gedruckten "Reisbeschreibung in Egypten": "Gegenueber unter den Armeniern
haben die Abyssinier ihren Ort, welche gar seltsame Ceremonien halten.
Wann sie Mess singen, brauchen sie wunderbarliche Instrumenta, als zwei
Trummel, wie die Heerpauke, darauf sie unter dem Singen schlagen; einer
hat ein Schloetterlein, welches voll Schellen haengt, daran er mit der
andern Hand schlaegt, dass es klingelt: ein andrer hat ein Instrument, wie
es die Moren gebrauchen, einer halben Trummel gleich, auch mit Schellen
behaengt, die stehen beieinander, huepfen und tanzen zugleich miteinander,
singen viel Alleluja, welches laecherlich zuzusehen und zu hoeren ist, seynd
aber dabei fromme und gottesfuerchtige Leute." - Inmitten der Gruppe sich
verzerrender Prie
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