Selassie sich nicht fuegen wollte, bedrohte
ihn der Abuna mit Krieg, der jedoch erst 1856 unter Koenig Theodoros gegen
Sahela's Sohn zur Ausfuehrung kam. Dieser unterwarf Schoa und fuehrte die
Lehre von den zwei Geburten wieder ein, die nun allein herrschend ist,
nichtsdestoweniger aber als "Karra-Haimanot", d. h. Messer-Glauben
bezeichnet wird, da sie die dritte Geburt Christi gleichsam "abschnitt".
Suendentilgungsmittel der Abessinier sind strenge Fasten, Almosengeben,
Kasteiungen, Moenchthum und Einsiedlerleben, nebst Lesen und Abbeten
groesserer oder kleinerer Abschnitte aus der Heiligen Schrift und andern
Buechern. Der Priesterstand uebernimmt fuer Geld ebenso wie in der
katholischen Kirche diese Verrichtungen, daher _Ablass_ und eine Art von
Seelenmessen auch hier stattfinden. Die Abessinier fasten in jeder Woche
des Jahres, mit Ausnahme der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten, zwei
Tage, und zwar, gleichwie es in alten Zeiten bei den Juden Gebrauch war,
am Mittwoch und Freitag. Ausserdem enthalten sie sich noch an folgenden
Tagen des Essens: an den drei letzten Tagen des Monats Ter, zum Andenken
der Busse von Ninive's Bewohnern; waehrend der 55 Tage, die unmittelbar dem
Osterfeste vorangehen, wovon 41 Tage dem Andenken an die Fasten Christi in
der Wueste, 7 der Passionswoche und 7 andern Erinnerungen geweiht sind; die
Fasten der Apostel sind von verschiedener Laenge, je nachdem Pfingsten
frueher oder spaeter faellt; die Fasten zu Ehren der Jungfrau Maria, wozu 15
Tage des August bestimmt sind, von ihrem Sterbetage bis zu ihrer
Himmelfahrt; vierzigtaegiges Fasten zur Vorbereitung auf das Fest der
Geburt Christi vor Weihnachten. Man sieht aus diesem Verzeichniss der
Fastenzeiten, von welchen die letzten beiden nicht von allen christlichen
Abessiniern gehalten werden, dass ein diesen Enthaltungsvorschriften
nachlebender Christ im Laufe des Jahres beilaeufig 192 Tage, d. h. weit
ueber die Haelfte des Jahres zu fasten hat. Rechnet man hierzu noch einzelne
Straffasten, so kommt _dreivierteljaehriges Fasten_ heraus! Dass dieses
nicht streng gehalten werden kann, liegt auf der Hand, aber vor Ostern,
sowie den Mittwoch und Freitag, beobachtet man die Regeln unweigerlich.
Aehnlich wie die Juden verachten die Abessinier das Nilpferd, den Hasen,
die Gaense und Enten und meistens auch das Schwein als unreine Thiere.
Was den Heiligen Geist angeht, so kennt der Abessinier nur die
Wunderkraefte, mit denen er Propheten und ander
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