die Baumwollenwaaren (Schama) eine grosse
Rolle; sie werden zu Leibbinden, Umschlagtuechern, Beinkleidern u. s. w.
verarbeitet und sind entweder rein weiss oder mit blauen und rothen
Seitenstreifen versehen; ganz blaue und ganz rothe Kattune kommen aus
Indien ueber Massaua; die blaue Farbe hat in den meisten Faellen den Vorzug,
und namentlich sind es blaue Seidenschnuere (Mareb), die sich stets eines
grossen Absatzes erfreuen. Jede Schnur muss ziemlich dick und fuenf Fuss lang
sein, sodass sie bequem um den Hals getragen werden kann. Da kein
abessinischer Christ ohne eine solche geht, so sind sie eine stets
begehrte Handelswaare, die auch immer hoch im Preise steht. Andere
gangbare, meist eingefuehrte Handelsartikel sind: Spiessglanz, zum Faerben
der Augenlider, Weihrauch, zum Raeuchern beim Gottesdienst, Zibethmoschus,
um die als Pomade benutzte Butter damit zu parfumiren, "Tombak" (indischer
Tabak), entweder um Schnupftabak daraus zu machen, oder um ihn in
Wasserpfeifen zu rauchen, schwarzer Pfeffer (Berberi), der auch zu
Zollzahlungen dient; Naehnadeln mit grossem Oehr; Glasperlen, Kaurimuscheln,
Sandelholz zum Raeuchern. Ein Handelsartikel, nach dem namentlich die
abessinischen Frauen greifen, sind duenne silberne Ringe, die am kleinen,
und Hornringe, die am Mittelfinger getragen werden. _Gummi_, das in grosser
Menge gewonnen werden koennte, kommt nicht auf die abessinischen Maerkte,
obwol es in Massaua gut bezahlt werden wuerde.
Bei der Schilderung des genannten Hafenortes werden wir sehen, wie
bedeutend selbst heute noch dort die Ausfuhr von abessinischen _Sklaven_
ist, die in der That noch immer, trotz aller zeitweiligen Verbote gegen
den Sklavenhandel, einen wichtigen Artikel ausmachen. Adoa, Gondar und
Massaua sind die grossen abessinischen Sklavenmaerkte, zu denen die lebende
Waare von den verschiedensten Gegenden hergeschleppt wird. Die
eingeborenen freien Abessinier koennen nur durch Kriegsgefangenschaft oder
Raub in die Sklaverei gerathen; diese bilden den kleineren Theil, die
meisten Sklaven stammen aus den Grenzlanden, sowol im Norden als im Sueden;
entweder sind es Schangalla vom Setit, Galla aus den Laendern suedlich vom
Blauen Nil, oder eigentliche Neger, die von den Aegyptern aus Fazogl oder
Sennaar eingefuehrt werden. Da die _Christen_ sich eigentlich mit dem
Sklavenhandel nicht befassen sollen, so umgehen sie dieses dadurch, dass
sie den Kauf oder Verkauf scheinbar durch Muhamedaner abschliessen las
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