kheiten und Aerzte. - Kleidung. - Industrie und Handel.
Abessinien, von der Natur zur Buehne eines einheitlichen Lebens geschaffen,
durch seine Felsenwaelle streng abgeschieden von den Nachbarlaendern, ist
dennoch der Sitz verschiedener Voelkerstaemme und Nationalitaeten, die
keineswegs immer miteinander harmoniren und auch sprachlich voneinander
geschieden sind. Einzelne versprengte, angesessene oder spaeter
eingedrungene Staemme abgerechnet, gehoeren die Abessinier dem aethiopischen
Zweig der semitischen Rasse an. Die Mehrzahl der Bevoelkerung ist ein
schoengeformter, mittelgrosser Menschenschlag von hellbraeunlicher bis
dunkelschwarzbrauner Farbe. Das Charakteristische seines Aeussern besteht
hauptsaechlich in einem ovalen Gesicht, einer fein zugeschaerften Nase,
einem wohlproportionirten Munde mit regelmaessigen, nicht im geringsten
aufgeworfenen Lippen, lebhaften schwarzen Augen, schoen gestellten Zaehnen,
etwas gelocktem oder auch glattem Haupthaar und einem schwachen krausen
Barte. Das weibliche Geschlecht zeichnet sich nicht selten durch reizende
Gesichtszuege, schlanken Bau und aeusserst zierliche und elegante Haende sowie
Fuesse aus. Negerphysiognomien gewahrt man nur an den eingefuehrten Sklaven
und deren Nachkommen.
Ehe wir uns jedoch zu dem eigentlichen, sich zum Christenthum bekennenden
Hauptvolke wenden, muessen wir die verschiedenen, theils durch die
Religion, theils auch durch ihre Nationalitaet von ihm abweichenden
Voelkersplitter des Landes betrachten.
Eine gewiss auffaellige Erscheinung in Abessinien sind die dortigen Juden
oder _Falaschas_, d. h. Wanderer oder Verbannte, die frueher eine
bedeutende Rolle spielten, aber von ihrer einstigen Hoehe sehr
herabgesunken sind. Fast alle Reisenden beschaeftigten sich mit ihnen, und
namentlich waren es die protestantischen Missionaere, die ihnen ihre
Aufmerksamkeit zuwandten. Gobat gab zunaechst einige Nachrichten von diesem
Volke, doch bemerkt er, dass die Falaschas so von den Christen abgesondert
lebten, dass letztere weder von ihrem Glauben noch von ihren Gebraeuchen
etwas wuessten. Sie haben sich hauptsaechlich in der Gegend von Gondar,
Tschelga und auf der nordwestlichen Seite des Tanasees niedergelassen. Die
Falaschas behaupten, ihre Stammvaeter seien schon zur Zeit Salomo's mit
Koenig Menilek, dem Sohne der Koenigin von Saba, ins Land eingewandert;
andere unter ihnen meinen, sie seien erst nach dem Sturze Jerusalems von
den Roemern in die abessin
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