wozu noch 4 Diphthongformen kommen. Die
Charaktere sind wie das ganze Alphabet syllabarisch, naemlich _Schaat_
lautet in der Form [Aethiopisch: sha] _scha_. [Aethiopisch: shu] ist =
_schu_ u. s. w. Ebenso wird aus _Tjawi_ in der Form [Aethiopisch: ca]
(_tja_) durch Hinzufuegung eines kleinen Zeichens in der Mitte rechts
[Aethiopisch: cu] _tju_, [Aethiopisch: ci] ist _tji_, [Aethiopisch: caa]
_tja_, [Aethiopisch: cee] _tje_ u. s. w. Die andern fuenf dem Amharischen
eigenthuemlichen Charaktere sind: _Gnahas_ [Aethiopisch: nya] (_gna_; es ist
also [Aethiopisch: nyu] _gnu_ und [Aethiopisch: nyee] _gne_ auszusprechen);
_Chaf_ [Aethiopisch: xwa], _cha_; _Jai_ [Aethiopisch: zha], _ja_
(franzoesisch auszusprechen); _Djent_ [Aethiopisch: ja], _dja_ und _Tschait_
[Aethiopisch: cha], _tscha_. Das Aethiopische und Amharische wird von der
Linken zur Rechten gelesen. Wenn _sakaja_, anklagen, geschrieben wird
[Aethiopisch: sa][Aethiopisch: xwa][Aethiopisch: ya], so bezeichnet also das
dem grossen _P_ im Lateinischen gleichende Zeichen die Silbe _ja_ und man
wird sofort einsehen, dass [Aethiopisch: yu] wieder _ju_, [Aethiopisch: yaa]
_ja_ ist.
Als untergeordnete Dialekte muessen noch erwaehnt werden, das Baze-Tigre
(nicht zu verwechseln mit dem Tigrischen oder Tigrenja), die in der
Samhara und weiter noerdlich herrschende Sprache, das erwaehnte Idiom der
Falascha oder Juden, der Gamanten und Agows, die den Koara-Dialekt
(Hauaraza) sprechen, und die Sprache der Gallastaemme im Sueden von Habesch,
ueber die weiter unten mehr gesagt wird.
Soviel ueber die Sprachen des Landes. Von einer _Literatur_, welche das
ganze Volk durchdringt, kann keine Rede sein, zumal Lesen und Schreiben
ein Privilegium der hoeher gestellten Klassen, namentlich der Geistlichkeit
ist. In frueheren Zeiten war die geistige Regsamkeit in Abessinien eine
ungleich ruehrigere als heutzutage, und aus jenen Perioden stammen auch die
meisten Buecher, Chroniken und Bibelabschriften, von denen aber viel im
Laufe der Kriege verloren gegangen ist. Alle abessinischen Manuskripte
sind auf Pergament geschrieben und zwar meistentheils recht sauber und
elegant. Die Linien laufen ganz symmetrisch miteinander parallel und auf
der ersten Seite, sowie am Anfange jedes Kapitels sind immer die Zeilen
abwechselnd mit rother und schwarzer Tinte geschrieben. Zum Schreiben
bedient man sich eines zugespitzten Rohrhalmes. Haeufig sind kolorirte
Vignetten in den Text angebracht, die in aelter
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