er Zeit weit schoener als
jetzt gemalt wurden. Viel Sorgfalt verwendet man auf die Ledereinbaende, in
welche man mit heissen Eisen zierliche Arabesken einbrennt. Die Art und
Weise, wie die Geistlichkeit mit den seltensten alten Werken umgeht, ist
geradezu barbarisch; sie verschleudert sie oft um einen Spottpreis oder
laesst sie verschimmeln. Durch die Bemuehungen der deutschen Missionaere,
namentlich des wackeren Isenberg, sind in London auch mehrere Buecher in
amharischer Sprache gedruckt worden, darunter eine vollstaendige
Bibeluebersetzung, eine kleine Geographie und ein Abriss der Weltgeschichte.
Obgleich man diese zu Tausenden verbreitet hat, so haben sie dennoch
keinen Nutzen gestiftet, da die den Missionaeren feindlich gesinnte
abessinische Geistlichkeit den Gebrauch hinderte und die Werke
vernichtete. So liegen sie da als ein Werk deutschen Fleisses, ohne
lebendige Anwendung zu finden.
[Illustration: St. Georg (aus einem abessinischen Manuskripte). Nach
Harris.]
Nach Krapf umfasst die ganze abessinische Literatur 130 bis 150 Werke, von
denen viele nur Uebersetzungen der griechischen Kirchenvaeter sind. Die
saemmtlichen Buecher werden in vier Sektionen oder Gabaioch getheilt, deren
erste das Alte, deren zweite das Neue Testament allein ausmacht. Die
dritte enthaelt juristische Schriften, wie das Gesetzbuch, den Chrysostomus
u. s. w., die vierte endlich besteht aus Moenchsschriften und dem Leben der
Heiligen. Die grossen Sammlungen von aethiopischen und amharischen
Schriften, welche die Gebrueder d'Abbadie nach Frankreich, Rueppell nach
Frankfurt, Krapf nach Tuebingen brachten, lassen uns jetzt einen tiefen
Einblick in das Schriftthum jenes abgelegenen christlichen Volks thun. Da
finden wir "den Glauben der Vaeter" (_Haimanot Abau_), eine Dogmensammlung
der abessinischen Kirche, das Leben des Koenigs Lalibela (_Gadela
Lalibela_), der im 13. Jahrhundert nach dem Untergange der Judendynastie
lebte, die Biographie Tekla Haimanot's, eine Menge wichtiger Chroniken
u. s. w.
Die Art und Weise, wie die Abessinier ihre Gemaelde entwerfen, die oft auch
die Pergamentmanuskripte schmuecken, beschreibt Salt. Der Maler machte
zunaechst einen genauen Entwurf seiner Zeichnung mit Kohle und ueberzog
denselben dann mit Tusche. Der Gegenstand stellte zwei abessinische Reiter
im Kampfe mit den Galla dar; die Kleider der Krieger, das Geschirr der
Pferde, der Gesichtscharakter waren getreu nachgeahmt. Die Abessinier
vergroess
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