ern in ihren Gemaelden auf eine besondere Art das Auge und zeichnen
die Figuren _en face_; nur Juden, Teufel u. s. w. werden im Profil gemalt.
Die Farben sind aeusserst grell: Gruen, Roth, Blau und Gelb herrschen vor.
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Wenden wir uns nun zur Betrachtung des _Charakters der Abessinier_, so
treffen wir hier auf sehr widersprechende Urtheile, doch kann im
allgemeinen behauptet werden, dass derselbe nach unsern europaeischen
Begriffen ein keineswegs vorzueglicher ist. Waehrend z. B. Munzinger und
Heuglin dem Volke mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen, sind die Urtheile
von Bruce, Rueppell, Krapf, Isenberg sehr herbe, und auch im eigenen Lande
giebt es Leute genug, welche in die Verdammung einstimmen. Dahin gehoerten
vor allem der Koenig Theodoros II. selbst und der im Jahre 1867 gestorbene
Abuna (Erzbischof). Einzelne vorzuegliche, durch Liebenswuerdigkeit, edlen
Charakter und Gelehrsamkeit ausgezeichnete Persoenlichkeiten hat es jedoch
immer gegeben und sie beweisen, dass in dem befaehigten Volke noch nicht
alle besseren Eigenschaften eingeschlummert sind. Der hoechste Kirchenfuerst
des Landes, allerdings ein Auslaender, von dem selbst kein sehr
erfreuliches Bild entworfen wird, schrieb 1843 an Isenberg: "Die
Abessinier sind ein Volk, das weder nach Erkenntniss verlangt, noch Liebe
zum Lernen zeigt, noch auch begreifen kann, dass Sie sein Bestes suchen.
Was es will, ist, dass Sie ihm von Ihrer Habe mittheilen, nichts anderes.
Wie kurz oder wie lange Sie sich auch in Abessinien aufgehalten haben
moegen - koennen Sie immer noch glauben, dass die Abessinier seien wie andere
Menschen, welche lernbegierig sind und nach Erkenntniss verlangen?"
Isenberg selbst ist von dem Volke keineswegs erbaut und hatte bei der ihm
widerfahrenen Behandlung auch wenig Ursache hierzu. Rueppell, ein sehr
nuechterner Beobachter, fasst sein Urtheil folgendermassen zusammen: "Die
Hauptzuege des moralischen Charakters der Abessinier sind: Indolenz,
Trunkenheit, Leichtsinn, ein hoher Grad von Ausschweifung, Treulosigkeit,
Hang zum Diebstahl, Aberglaube, dummstolze Selbstsucht, grosse Gewandtheit
im Verstellen, Undankbarkeit, Unverschaemtheit im Fordern von Geschenken
und eine des spruechwoertlichen Gebrauches wuerdige Luegenhaftigkeit."
Mildernd setzt er hinzu: "In der Regel ist ihnen uebrigens ein leutseliges,
ungezwungenes Betragen eigen, weshalb eine oberflaechliche Beurtheilung zu
ihren Gunsten ausfaell
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