es abessinischen Christenthums
keineswegs zu verwundern ist. Muhamedaner und Christen leben auf gutem
Fusse miteinander, wenn auch keine der beiden Parteien animalische Speise
von der andern nimmt, weil die Muhamedaner beim Schlachten des Viehs sich
der Formel bedienen: "Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen", die Christen
aber: "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". Frueher
wohl, zu Muhamed Granje's Zeiten, stuermten die Bekenner des Korans mit
Waffengewalt gegen das christliche Abessinien und wurden zurueckgeschlagen;
jetzt aber breitet sich der Islam stillschweigend aus, da er den
christlichen Abessiniern ueberlegen ist. "Er benutzt", sagt Munzinger, "die
Schwaechen seines uneinigen Gegners, er erringt nur vereinzelte Erfolge und
dennoch darf man nicht verschweigen, dass er einer steten Zunahme sich
erfreut. Waehrend er schon halb Afrika beherrscht und immer suedlicher
dringt, hat er sich wol den dritten Theil der Bevoelkerung des eigentlichen
Abessinien schon unterworfen und die Grenzen gegen alle Weltgegenden sind
dem Christenthum jedenfalls fuer immer verloren. Die Galla werden in kurzer
Zeit alle muhamedanisch sein, die Grenzvoelker im Norden, die Habab und die
Marea, sind erst in unserer Zeit dem Kreuz abtruennig geworden und die
Bogos selbst sind kaum zu retten."
Ausser den Muhamedanern und Juden giebt es in Abessinien noch besondere
religioese Sekten. Zu diesen gehoeren die _Gamanten_, die sich ueber mehrere
Provinzen des suedlichen und westlichen Abessinien und selbst ueber Schoa
ausgebreitet haben und als Heiden verachtet werden. Sie glauben nur an
einen Gott und die Unsterblichkeit; Moses ist ihr von Gott inspirirter
Prophet, doch erkennen sie kein Religionsbuch an, haben keine Festtage,
ruhen aber am Sonnabend vom Ackerbau aus. Nach Krapf und Isenberg
verrichten sie ihre Religionsuebungen im dichtesten Gebuesche, welches kein
Sonnenstrahl durchdringt. Eine besondere Verehrung zollen sie
verschiedenen Pflanzen, die zu beschaedigen sie aengstlich vermeiden. Unter
diesen nimmt die Aloe die erste Stelle ein und zwar deshalb, weil sie
dieselbe als von einer menschlichen Seele belebt denken und fuer den
Stammvater des menschlichen Geschlechtes halten. Da die Gamanten keine
Fasten halten und das auf jede Art geschlachtete Fleisch essen, werden sie
schon um deswillen von den Juden verachtet. Trotz der Verfolgungen, denen
sie ausgesetzt sind, leben sie als ruhige, fleissige und bescheidene
Acker
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