ter hat naemlich, so
fabeln die Abessinier, unter dem Bauch einen nach hinten zu geoeffneten
Sack, in welchem das Junge eine Zeit lang lebt und sich dadurch naehrt, dass
es von Zeit zu Zeit den Kopf aus dem Beutel heraussteckt und auf der Erde
grast; doch ist es sehr scheu und zieht sich bei dem geringsten Geraeusch
in seinen Behaelter zurueck. So lebt es wochenlang, bis es zu gross geworden
und in seinem lebendigen Kerker keinen Platz mehr findet; es springt
heraus, laeuft davon und sieht seine Mutter nie wieder. Europaeische
Reisende haben gefunden, dass der abessinische Steinbock in Lebensweise und
Koerperbildung nicht im mindesten von dem allgemeinen Charakter der Gattung
abweicht. Von der Ziege (_Hircus aethiopicus_) wird in dem Abschnitte ueber
die Viehzucht die Rede sein. Sie ist kleiner als unsere Ziege und
kennzeichnet sich durch kurze Beine, lange, rueckwaerts niedergedrueckte
Hoerner und sehr langen Bart. Ziegenherden sind durch das ganze Land in
grosser Zahl verbreitet und namentlich in der Steppe begegnet man ihnen an
allen Brunnen. In Bezug auf Behendigkeit und Schnelligkeit steht die
abessinische Ziege kaum der Gazelle nach. Von _Schafen_ werden
verschiedene Arten gezuechtet. An den Kuesten und in den heissen Steppen
findet man das arabische _Fettschwanzschaf_, mit schwarzem Kopf,
ausgezeichnet durch den Mangel der Hoerner und Wolle und einen dicken
Fettklumpen statt des Schwanzes; das gemeine Schaf der Hochlande (Beg) hat
braeunliche oder schwarze Wolle; die Galla zuechten eine mit langen weissen
Haaren versehene Art, deren schwarzgefaerbte Felle eine Lieblingskleidung
ihrer Haeuptlinge ausmachen. Das Rind Abessiniens ist der _afrikanische
Buckelochse_ (_Bos africanus_), ausgezeichnet durch schlanken Bau und den
kleinen Hoecker. Der Berie, wie er in Amhara heisst, ist ein aeusserst
geschicktes, gewandtes und bewegliches, dabei gutmuethiges und lenksames
Thier; er bildet den Reichthum des Hirten, dient als Pack- oder Reitthier,
zieht den einfachen Pflug, drischt durch Austreten das Getreide und wird
zum Danke fuer alle Liebesdienste schliesslich oft bei lebendigem Leibe
verzehrt, worueber weiter unten mehr gesagt wird. In einigen suedlichen
Provinzen lebt der _Sanga_, eine besondere Art, die sich durch gewaltige,
weit geschwungene Hoerner auszeichnet, aber von nur wenigen Reisenden
beobachtet wurde. Die Hoerner kommen in den Handel und gelten auch als
schaetzbares Geschenk. Salt erhielt drei dieser Thiere ge
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